1809 -
Leipzig Dresden
: Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
vollkommen Französisch verstand. Darüber ver-
zögerte sich der Tag der Audienz und endlich mußte
sie, weil der König schnell aufbrach, unterbleiben.
Schade — ewig Schade — denn Rabener
hatte sich schon gerüstet, die deutsche Litteratur,
vor dem gekrönten Gegner derselben, männlich
zu verfechten. Vielleicht daß Friedrich sich we-
nigstens überzeugt hatte, nicht alle deutsche Ge-
lehrte seien so viereckig, als er sich einbildete.
Denn Rabener war ein eben so feiner Gesellschaf-
ter und Weltmann, als Schriftsteller.
In Dresden geizte man überall nach feinem
Umgänge, weil sein Witz alles belebte, ohne zu
beleidigen. Freilich flohen ihn auch so Manche.
Ja man weis Beispiele, besonders von Damen,
welche, zu Gastereien geladen, vor der Thüre noch
umkehrten, wenn sie erfuhren, daß Rabener in
der Gesellschaft sei. — Doch waren dies immer
nur solche, welche ihre Thorheiten und Schwa-
chen einem scharfen Beobachter nicht gern zur
Schau tragen wollten.
Uebrigens durfte man deshalb den „heillo-
sen Rabener" wie so mancher Geck ihn nann-
te, nicht fürchten. Denn gris er auch die Origi-
nale zu seinen Satyren meist aus der wirklichen
Welt, so wußte er sie doch so fein, mit so viel
fremdartigen Umgebungen zu zeichnen, daß kein
Thor behaupten konnte: er allein habe dem
Spottmahler vor der Staffelei ge-
sessen. .