1809 -
Leipzig Dresden
: Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
- Autor: Engelhardt, Karl August
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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sie ihm den Kanzler Brück, Hans Beyer *) und
Wilhelm von Stein zurückgeben.
Aber ein wildes: Nein, mit Nichten —
durchhallte den nächtlichen Schloshof. — Nun
so will ich euch, fuhr der Herzog fort, nochmals
ermahnen, erinnern und bitten „bey den Pflich-
ten», mit denen ihr mir verwant, gehuldet vnnd
geschworen» feilt," daß ihr mir beistehen wollet
mit Leib und Leben — „ vnndt wer das thun
will vnndt gesinnet wehre, der sollte 2 finger
aussreckenn."
Aber nur einige Finger erhoben sich über den
wilden Haufen, und weil ,,der guete fromme
Fürst nit gewust, wie er dran geweßenn" schied
er traurig von ihnen in sein Gemach.
So hatte nun der Herzog fast nur noch 'den
Titel —" die Kraft seines Amtes war in den Hän-
den der Soldaten und Bürger, welche die Thor-
fchlüssel zu sich nahmen, die Wachen nach Gefallen
besetzten, und die Gefangnen auf dem Rathhaufe
in Ketten legten.
Den folgenden Tag (5 Apr.) berichtete man im
Namen des Adels, des Militärs und der Bürger-
schaft alles, was vorgefallen, ins Lager an den
Kurfürsten, den Herzog Johann Wilhelm und die
kaiserlichen Kommissarien, mit Bitte um 14 tägi-
gen Waffenstillstand und mündliche Unter-
redung
*) Sonst Amtmann su Schellenberg bei Augufiusburg, wo
er kurfürstliche Gelder veruntraut und sich deshalb ge,
flüchtet hatte. Er und Stein waren die besten Freun-
de Grumbachs.