1866 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
26
wir dagegen solche wandernde Horden in den Wüsteneien Afrikas
und Asiens. Das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit wirkt
von Jugend auf bei diesen „Söhnen der Wüste" — so nennen
sich wirklich die arabischen Nomaden, — eben durch das unge-
bundene, unstäte Leben so mächtig, daß sie die Städte als Ge-
fängnisse hassen und nicht begreifen, wie man in Mauern ein-
geschlossen ein erträgliches Leben führen könne. Sie haben zwar
stets einen Anführer an ihrer Spitze, welcher Emir, Scheik,
Schech, Sultan, Chan rc. genannt wird; aber eigentliche Macht
hat dieser nicht. Er hat Ansehen, weil seine Familie gewöhnlich
zu denen gehört, welche die größten Heerden besitzen. Man
wendet sich an ihn als Schiedsrichter in Streitigkeiten. Er
wählt die Lagerplätze; er bricht zuerst auf, wenn man weiter
ziehen will; er ist Anführer auf Raubzügen und im Kampfe
mit anderen Stämmen. Befehlen aber darf er sonst nicht. Jeder
freie Mann im Lager hält sich, wenn er nicht durch Armuth
von ihm abhängig ist, für eben so berechtigt, als 'Jener. Da-
gegen ist jeder Familienvater gleichsam der Fürst unter den
Seinigen, die ihn, den Aeltesten, auch als natürliches Ober-
haupt ansehen. Man nennt diese Verfassung der Nomaden die
patriarchalische. Sie findet sich am schönsten ausgeprägt
in dem Leben der Patriarchen des alten Testaments.
9. Der Ackerbau.
Natürlich reichten die Früchte, die den Menschen so von
selbst, ohne alle Wartung und Pflege, zuwuchsen, bald nicht
mehr zu ihrem Vedarse hin. Sie mußten deshalb darauf be-
dacht sein, das natürliche Erzeugniß zu vermehren. Die Natur
selbst wies hierzu den Weg an. Sie sahen diese selbst säen und
begießen. Ihr Nachahmungstrieb erwachte, und bald spornte
sie die Noth, der Natur ihren Arm zu leihen und ihrer frei-
willigen Ergiebigkeit durch Kunst nachzuhelfen. Sie bemerk-
ten, daß die Körner, die- aus der vollen Aehre in den lockeren
Boden fielen, wieder neue Früchte trieben. Auch sie streueten
jetzt eine Menge reifer Körner in den Boden. Und siehe! grüne