1866 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und fielen aus Ehrfurcht vor ihm auf ihr Angesicht nieder.
Joseph kannte sie sogleich. Um sie aber zuvor zur Erkenntniß
und Besserung zu bringen, fuhr er sie hart an, schalt sie
feindliche Kundschafter und ließ sie in's Gefängniß werfen.
Dann ließ er neun wieder los, den zehnten aber hielt er als
Geißel zurück, um ihren jüngsten Bruder Benjamin zu bringen,
zum Zeichen, daß ihre Rede wahr sei.
Sie zogen ab und erzählten dem Vater alles, was ihnen
begegnet war. Der alte Mann jammerte und seufzete: „Ihr
bringet mich noch um alle meine Kinder. Joseph ist nicht mehr,
Simeon liegt in Ketten, und nun wollet ihr mir auch den
Benjamin nehmen! Nein, ich lasse ihn nicht ziehen; es könnte
ihm ein Unglück begegnen, und das würde mein graues Haar
mit Gram unter die Erde bringen!"
Indeß ging das Getreide wieder zu Ende. Da mußte der
Vater ihnen endlich seinen Benjamin mitgeben. „So ziehet
denn hin," seufzete er, „der allmächtige Gott schütze euch; ich
werde unterdessen sein wie einer, der aller seiner Kinder be-
raubt ist."
Die Brüder Joseph's kamen mit Benjamin glücklich an.
Sobald sie in dem Palast vor Joseph erschienen, fielen sie alle
auf ihr Angesicht nieder. Joseph erblickte den kleinen Benja-
min, küßte ihn und eilte weinend zur Thüre hinaus. Dann
trat er wieder herein und ließ das Essen austragen. Seine
Brüder mußten nun mit ihm speisen und kamen bei Tische nach
ihrem Alter zu sitzen. Hierüber wunderten sie sich sehr unter
einander, mehr aber noch, daß heute der fremde Herr so unge-
mein gnädig sei.
Joseph stellte seine Brüder noch auf eine harte Probe. Er
ließ jedem das Geld wieder in den Kornsack legen, wie dieses
auch das erstemal geschehen war, und in den Sack des Benjamin
auch seinen silbernen Becher. Und kaum waren sie abgezogen,
da ließ er ihnen nachsetzen und sie als Diebe anhalten. Alle