1866 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sie weiter auseinander und verflachen sich allmälig in eine
völlige Ebene, in welcher sich der Nil in zwei Hauptarme theilt.
Am Ausflusse des westlichen Armes lag Canöpus, das heutige
Raschid oder Rosette, am Ausflusse des östlichen Peluslum, das
heutige Damiette. Beide Städte liegen ungefähr 50 Stunden
auseinander. Das Land zwischen diesen beiden Nilarmen
bildet ein großes Dreieck, welches wegen seiner Aehnlichkeit
mit dem griechischen Buchstaben Delta, ¿1, selbst Delta ge-
nannt wurde.
Der Nil ist der größte Wohlthäter dieses Landes. In dem
engen, rechts und links von öden Wüsten und Bergen einge-
schlossenen Thale ernährt er an- seinen beiden Ufern eine große
Bevölkerung ganz allein und ernährt sie reichlich. Der Regen
ist in Aegypten eine Seltenheit, und ohne die segensvollen
Fluthen des Nil würde auch hier alles eine öde Wüste sein.
Zu der Zeit, wo alle anderen Flüsse das meiste Wasser
haben, vom Dezember bis April, fließt er mit einer mäßigen
Wassermenge ruhig und langsam in seinem Bette daher. So-
bald aber im April in der heißen Zone, in welcher die Nil-
quellen sind, die Regenzeit beginnt, sängt er an zu steigen und
steigt immer höher und höher. Im August tritt er endlich aus
seinen Ufern und überschwemmt die ganze Thalfläche sammt
dem Delta. Bis zum Oktober gleicht dann Aegypten einem
großen See, aus welchem die Städte wie Inseln hervorragen,
und auf welchem die Menschen zu Tausenden in Schiffen und
Booten vergnügt umherschwimmen. Freude und Glückseligkeit
herrscht dann im Lande umher; nie werden den Göttern so
viele und so kostbare Opser gebracht. Deyn wo er gestanden
hat, läßt er einen fetten Schlamm zurück, und der Same, welcher
in den so bewässerten und gedüngten Boden ausgestreuet wird,
lohnt hier reichhaltiger, als in anderen Ländern bei dem sorg-
samsten Ackerbau. Im Dezember steht das Getreide schon hoch,
und der Flachs blühet; im Januar schlägt der Weinstock aus,
im Februar blühen die Orangen, im März beginnet und im