1866 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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sondern auch seine Familie, seine Vaterstadt, die ihn feierlich
empfing, neue Feste seinetwegen anordnete und ihn für immer
auf öffentliche Kosten ernährte. Ein Bürger von Rhodus,
Diagoras, starb vor Freude über den Sieg, den seine beiden
Söhne errangen, während man ihm glückwünschend zurief:
„Stirb, Diagoras, dir bleibt nichts mehr zu wünschen übrig!"
Jedoch nicht allein Proben der körperlichen Geschicklichkeit
wurden hier abgelegt. Auch Dichter, Redner, Geschichtschreiber,
Flötenspieler und andere Künstler wurden zum Vortrage ihrer
Werke eingeladen, und jo auch ein geistiger Kampf eröffnet,
der nicht minderen Ruhm erwarb. So wissen wir, daß die
drei größten Tragiker oder Trauerspieldichter der Griechen,
Aeschylus, Sophokles und Euripides, nach einander den Preis
errangen. Auch soll der Geschichtschreiber Herodot aus Hali-
karnaß in Karten (455) zu Olympia einzelne Theile seines be-
rühmten Werkes vorgetragen haben. Auf diese Weise wurde
alles Große, Schöne und Edele, was die Stille der Einsamkeit
geschaffen hatte, in die lebendige Mitte des Volkes gebracht.
Die olympischen Spiele gelangten zu einem so hohen Ansehen,
daß die Griechen nach ihnen ihre Zeitrechnung bestimmten. Sie
nannten die Zeit von einem Spiele bis zum anderen, also einen
Zeitraum von vier Jahren, beginnend mit dem Jahre 776, eine
Olympiade. Diese Zeitrechnung kam aber erst um 300 vor
Chr. durch die Geschichtschreiber auf, neben der älteren Sitte,
das Jahr nach der höchsten obrigkeitlichen Person zu benennen.
Minder berühmt, als die olympischen, waren die pythi-
schen Kampfspiele bei Delphi, zu Ehren des Gottes Apollo,
welcher nach der Sage den Drachen Python mit Pfeilen erlegt
hatte; die isthmischen, welche auf der Landenge (Isthmus)
von Korinth zur Ehre Neptun's, und die nemeischen, welche
bei Nemea in Argolis zur Ehre Jupiter's gefeiert wurden.
Auch diese Feste kehrten alle vier Jahre, jedoch jedes in einem
anderen, wieder, und der Preis für den Sieger war ebenfalls
eine Blätterkrone. Noch jetzt lesen ^vir mit Bewunderung die