1866 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Athener Aristides, der wegen seiner Redlichkeit und Vater-
landsliebe in allgemeiner Achtung stand, zu ihrem Oberanfüh-
rer. So verlor Sparta durch den Uebermuth des Pausanias
das stets behauptete Vorrecht der obersten Leitung in allen grie-
chischen Kriegen; und die Hegemonie ging jetzt an die Athener
über, die mit ihrer bedeutenden Seemacht auch größeren Schutz
gewähren konnten. Vor Rache riefen die Spartaner den Pau-
sanias zurück und stellten ihn vor Gericht. Aber durch List und
Bestechung entging er zweimal nach einander der verdienten
Strafe. Als endlich seine Verrätherei offenkundig wurde, und
man sich seiner Person bemächtigen wollte, floh er schnell in einen
Tempel und suchte Schutz am Altare der Götter. Man wagte
es freilich nicht, ihn aus solcher heiligen Freistätte aller Ver-
brecher mit Gewalt wegzuführen; man ließ aber alle Ausgänge
des Gebäudes vermauern und gab ihn so dem Hungertode preis.
Athens Ober ge walt in Griechenland. — Arifti -
des verwaltete seitdem als Oberanführer aller Griechen sein
Amt mit gewohnter Klugheit und Gerechtigkeit und gebrauchte
seinen ganzen Einfluß zur Sicherung der griechischen Freiheit
gegen die Perser und zur Erhöhung der Macht Athens, welches
ohnehin durch seine starke Flotte und tüchtigen Feldherren ein
Uebergewicht über alle andere Staaten hatte. Er brachte es
dahin, daß die sämmtlichen Bundesgenossen beschlossen, jährlich
eine bestimmte Summe zur Bestreitung gemeinschaftlicher Kriegs-
kosten zu zahlen; und so groß war das Zutrauen Aller zu
seiner erprobten Rechtlichkeit, daß sie ihm nicht nur die allei-
nige Verwaltung des Schatzes, der auf der Insel Delos, im
Tempel des Apollo, bewahrt wurde, übergaben, sondern ihm
auch die Vertheilung der Beiträge auf alle Theilnehmer über-
ließen. Aristides entsprach dem schönen Zutrauen, das man in
ihn gesetzt hatte, und mit Recht ward ihm der Ehrenname. des
Gerechten zu Theil. Er, der Verwalter so großer Schätze,
starb in der größten Armuth, so daß sich in seinem Nachlaße
nicht einmal so viel befand, als zu seiner Beerdigung nothwen-