1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der Menschen bestimmt. Streifen wir aber das Uebertriebene
und fremdartig Beigemischte hievon ab, so wird uns nachstehende
Schilderung im Ganzen ein ungefähres Bild von dem ältesten
Zustande Deutschlands und seiner Bewohner geben können.
2. Deutschlands früheste Beschaffenheit.
Um die Zeit der Geburt Christi war unser Vaterland, das
jetzt zu den fruchtbarsten und schönsten Ländern Europas gehört,
noch ein sehr rauhes und unwirthbares Land. Ungeheure Wälder
zogen sich von einem Ende zum anderen, so daß das ganze Land
fast wie ein einziger Wald erschien. Noch sind der Schwarz-
wald, der Spessart, das Harzgebirge, der thüringer und böhmer
Wald Ueberbleibsel desselben. Die Sonne vermochte nicht mit
ihren erwärmenden Stralen das Dickicht der Wälder zu durch-
dringen und den feuchten Boden abzutrocknen. Wild schweiften
noch die Flüsse über ihre Ufer hinaus und bildeten Sümpfe und
Moräste. Ueber diesen Urwäldern mit ihren riesigen Bäumen
und reißenden Strömen, mit ihren heimlichen Schluchten und
stillen Wicsenthälern war die Luft meist feucht und nebelig und
gestattete nur selten den Anblick des klaren blauen Himmels.
Daher war auch der heimathliche Boden weit feuchter, kälter und
unfruchtbarer, als jetzt, wo die Wälder gelichtet sind, und so
der Boden frei und offen unter der erwärmenden und alles
belebenden Sonne liegt. Edele Früchte konnten deshalb damals
nicht gedeihen. Man fand nur wilde Baumfrüchte, Rettige von
ungewöhnlicher Größe und wilden Spargel. Von dem schlecht
bebauten Boden wurde nur Gerste und Hafer, wenig Weizen
gewonnen. Aus diesem Getreide wußten sich die Deutschen ein
berauschendes Getränk, den Meth, zu bereiten. Wein kannte
man noch nicht. Dieser wurde erst von den Römern am Rhein
einheimisch gemacht. Grasreich und schön aber waren die Weiden,
und daher das Rindvieh, so wie die Pferde, wenngleich klein und
unansehnlich, doch stark und ausdauernd. Gold und Silber fand
sich nicht; auch schienen die Römer gar nicht zu ahnen, daß das