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1. Geschichte des Mittelalters - S. 75

1861 - Münster : Coppenrath
75 zu üben, oder er betete, oder er stellte sich an's Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und Bewunderung den gestirnten Him- mel. Eine so einfache Lebensweise erhöhcte die ohnehin so ge- waltige Körperkraft dieses Mannes, so daß man seinen Geschicht- schreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen, wie er mit leichter Mühe ein Hufeisen brach, oder einen geharnischten Mann emporhob wie ein Kind, oder mit seinem gewaltigen Schlacht- schwerte einem Feinde den Kopf bis in die Tiefe spaltete und Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit nicht von der Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt. Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuz- weise umwunden, ein leinenes Wams und darüber einen ein- fachen Rock mit seidenem Streife, seltener einen kurzen Mantel von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgchänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät, mit einer goldenen von Diamanten stralcnden Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden Talare, mit goldenen Bienen besetzt. Die letzten Lebenstage Karl des Großen wurden durch den schmerzlichen Verlust seiner beiden hoffnungsvollsten Söhne Pi- pin und Karl, getrübt. Als er seine Kräfte täglich mehr abnehmen sah, ließ er, im Vorgefühle seiner baldigen Auflösung, seinen noch übrigen Sohn Ludwig, dem er früher schon Aqui- tanien abgetreten hatte, nach Aachen kommen. Nachdem er ihm in der Marienkirche in Gegenwart einer großen Volksmenge die wichtigsten Pflichten eines Regenten an's Herz gelegt hatte, mußte sich Ludwig mit eigener Hand die goldene Krone aufsetzen. So ward er gekrönter König aller Franken. Nicht lange über- lebte Karl die Krönung seines Sohnes. Nur wenige Monate darauf, im Januar des Jahres 814, ergriff ihn ein Fieber, welches sich in den letzten Jahren oft eingestellt hatte, heftiger
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