1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
84
selbst suchten aus der Schwäche ihrer Könige Vortheile zu ziehen,
und 4>ie Verwirrung und Gesetzlosigkeit erreichten den höchsten
Grad. Jeder Graf, jeder Herzog, umgab sich mit einem Hofe
und denselben Hofbeamten, wie sein König. Keiner hörte auf
die Befehle seines rechtmäßigen Königes, Jeder trotzte auf eigene
Macht. Um diese trotzigen Vasallen nur in Ruhe und Ge-
horsam zu erhalten, mußte ihnen ein Vorrecht nach dem ande-
ren eingeräumt werden; viele erhielten sogar ihre Besitzungen
erblich. Durch die vielen Verschenknngen wurden die Könige
nach und nach so arm, daß ihnen fast nichts, als die Krone,
zur demüthigen Erinnerung an ihre ehemalige Gewalt und Hoheit,
übrig blieb. Als endlich der letzte karolingische König, Ludwig
der Faule, der nur noch die Stadt Laon mit der Umgegend
besaß, im Jahre 987 starb, bemächtigte sich Hugo Capet, ein
mächtiger Graf von Paris, des Thrones. Seine Nachfolger
hießen Capetinger. Unter der Regierung dieses neuen Herrscher-
geschlechtes wurde die Macht der übermüthigen Großen allmälig
gebrochen, und ein Lehen nach dem anderen wieder eingezogen.
Von Hugo Capet stammen alle folgenden Könige von Frankreich
ab bis auf die neueste Zeit.
Ostsranken. — Ludwig der Deutsche (843—876),
der fähigste und tüchtigste unter den Söhnen Ludwig des From-
men, hatte seinen Sitz zu Regensburg unter den Bayern,
die ihn seit 825 als ihren Regenten besaßen und liebten. Seine
Regierung war fast ein fortwährender Kampf nicht nur mit den
Slaven und Normannen, sondern auch mit den übermüthigen
Großen des Reiches. Dazu hatte er noch, wie einst sein Vater,
gegen aufrührerische Söhne zu kämpfen. — Sein Sohn
Karl Hi., der Dicke (876—887), erbte, durch den früh-
zeitigen Tod seiner beiden älteren Brüder und nächsten Verwand-
ten begünstiget, das ganze Reich seines Vaters nebst Italien
und der Kaiserkrone. Und da ihm auch an der Stelle des un-
mündigen Königes von Westfranken, Karl des Einfältigen, des
einzigen noch übrigen Enkels Karl des Kahlen, die westfränkische