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1. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1861 - Münster : Coppenrath
108 schnell flog das verrätherische Schiff mit dem geraubten Knaben davon. Der Kleine schrie, er sprang über Bord in's Wasser; Alles umsonst! Sie zogen ihn wieder heraus, redeten ihm güt- lich zu und führten ihn nach Köln in die erzbischöfliche Woh- nung. Die tiefgebeugte Mutter aber verließ auf immer das falsche Deutschland, wo man ihr das Liebste geraubt hatte, und ging nach Nom. Dahin trug sie die Klage ihres Herzens und nahm den Schleier, um fortan einer Welt voll Stürmen und Schrecken zu entsagen. Hanno war nun das Haupt der Rcichsvcrwaltung, und er führte dieselbe mit dem Erzbischöfe von Mainz und dem Herzoge Otto von Bayern. Um aber den Verdacht der Herrschsucht von sich abzulehnen, ward festgesetzt: die Sorge für die Erziehung des jungen Königes und hiemit die Reichsvcrwaltung selbst solle immer demjenigen Bischöfe überlassen sein, in dessen Sprengel sich der König aufhalte. Der junge Heinrich wurde von Hanno sehr streng gehalten und zum Gehorsam und zur Gottesfurcht angeleitet. Als aber einige Jahre nachher Hanno eine Geschäfts- reise nach Rom machen mußte, überkam Adalbert, der Erz- bischof von Bremen, die vormundschaftliche Regierung; denn Gos- lar, wo Heinrich seine Hofburg hatte und am liebsten war, lag in dem Sprengel dieses Erzbisthums. Adalbert war ein sehr geist- reicher Mann, von feiner Sitte, wohlthätig gegen Arme und Nothleideude, dabei aber auch herrschsüchtig und dem äußeren Prunke ergeben. Er prägte seinem Zöglinge den Grundsatz ein, daß sein königlicher Wille allein das Gesetz seiner Fürsten und seines Volkes sein müsse. Insbesondere flößte er ihm einen unverständigen Haß gegen die Sachsen ein, mit denen er selbst in beständigem Streite lag. Er schilderte sie ihm als ein trotziges, cmpörnngssüchtiges Volk, das nur durch strenge Gewalt in Gehorsam gehalten werden könne. Und damit er die Gunst des künftigen Königes für immer gewinne, fröhnte er Heinrich's Begierden und Leiden- schaften, so daß durch die beiden ganz entgegengesetzten Erziehuugs- weisen die herrlichsten Anlagen im Jünglinge erstickt wurden.
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