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1. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1861 - Münster : Coppenrath
144 Die Stadt war mit einer doppelten Mauer umgeben, die von solcher Dicke war, daß ein Wagen mit vier Pferden bespannt ohne Gefahr auf ihr fahren konnte. Vierhundert fünfzig geschickt vertheilte Thürme dienten zu noch größerer Befestigung. Mit Einschluß der ans den benachbarten Gegenden Geflüchteten stieg die Besatzung ans sechs- bis siebentausend Reiter und fnnfzehn- bis zwanzigtauscnd Fußgänger. Doch nichts hielt die Kreuz- fahrer ab, die Belagerung zu unternehmen. Es vergingen hiemit mehrere Monate, ohne daß man das Geringste gewonnen hatte, und die Noth im Lager wurde täglich größer. Die Preise der Lebensmittel stiegen zu einer unerschwinglichen Höhe. Acrinere nährten sich schon von Leder, Baumrindm und anderen wider- natürlichen Sachen und starben sogar vor Hunger. Von sieben- zigtausend Pferden waren nur noch zweitausend, die nicht um- gekommen oder verzehrt worden waren, vorhanden. Regengüsse durchnäßten die Zelte, und die Pilger starben in solcher Menge, daß beinahe der Raum fehlte, sie zu begraben. In solchem Ueber- maße von Unglück aller Art sank Vielen gänzlich der Muth, mehrere suchten zu entschlüpfen. Selbst Peter der Einsiedler verzweifelte an dem Gelingen der Unternehmung und floh feige davon; er wurde aber von Tankred auf der Flucht ergriffen und zu seiner nicht geringen Beschämung in's Lager zurückgeführt. Dazu blieb von allem, was int christlichen Lager vorging, den Türken nichts verborgen. Kundschafter gingen ans und ein. Als die übrigen Fürsten hiegcgen kein Mittel ausfindig zu machen wußten, trat Bohemund auf und versprach, das Uebel bald zu beseitigen. Er ließ sogleich — es war zur Zeit des Abend- essens — zwei gefangene Türken tödten, braten und alsdann öffentlich ausrufen: jeder Kundschafter solle von nun an gebraten und verzehrt werden. Das wirkte. Bald verbreitete sich im Mor- genlande das schreckliche Gerücht, daß die Christen nicht nur erober- ten, plünderten und mordeten, sondern auch Menschenfresser wären! In den einzelnen Gefechten, die um die Mauern Antiochias vorfielen, bewährten die Fürsten einen Muth und vollführten
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