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1. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1861 - Münster : Coppenrath
146 Das christliche Heer, welches in so kurzer Zeit die ausgehungerte Stadt mit den nöthigen Lebensmitteln nicht hatte versorgen können, gerieth in die schrecklichste Noth. Man aß schon Pferde, Kameele, Esel, Mäuse, gekochte Thierhäute und Baumrinden. Durch Hunger und Noth ermattet, auf allen Seiten von Gefahr umringt, verloren viele aus dem Bolle, ja selbst unter den Vor- nehmen und Angesehenen, allen Muth. Sie ließen sich zur Nachtzeit an Stricken von der Mauer hinab (wovon sie den Schimpfnamen Stricklünfer bekamen) und suchten zu entwischen. Andere gingen sogar zu den Türken über und schwuren ihren Glauben ab. Die Noth der Belagerten war so grenzenlos, daß nur durch ein Wunder Rettung möglich schien. Um diese-Zeit kam eiligst ein französischer Geistlicher, Na- mens Peter Barthélémy, zu den Fürsten und erzählte mit großer Umständlichkeit: „Der heil. Andreas sei ihm viermal im Traume erschienen und habe ihm aufgetragen, den Fürsten zu verkünden, daß vor dem Hochaltare der Peterskirche in Antiochia die Lanze vergraben liege, mit welcher die Seite des Heilandes am Kreuze durchstochen worden; auch habe ihm der Heilige ge- nau die Stätte bezeichnet, wo sie zu finden sei. 'Diese müsse ausgegraben und vom Grafen Raimund von Toulouse in der Schlacht vorgetragen werden. -Ihr bloßer Anblick würde die Feinde Christi verscheuchen." Alle erstaunten, Alle glüheten im heiligen Eifer auf. Sogleich wurden zwölf Männer in die Peters- kirche geschickt, und die Thüren sorgfältig hinter ihnen geschlossen. Das ganze Volk stand erwartungsvoll um die Kirche. Die zwölf Männer gruben an der bezeichneten Stelle vom Morgen bis zum Abend; aber die heilige Reliquie wollte sich nicht zeigen. Da sprang Peter barfuß und im Bußhemde in die Grube, betete inbrünstig zu Gott und erschien eine Weile nachher wieder, — eine Lanze in der Hand! Und augenblicklich hallet die Kirche wieder von dem Jubel über das geschehene Wunder. Die Thü- ren fliegen auf, und mit einem Schrei des Entzückens stürzen die Haufen der Pilger in die Kirche und laben ihr sreudetrun-
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