1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Tankred und wagte sich sogar bis zu den Mauern der Stadt.
Sobald die Ritter zum großen Heere zurückgekommen waren
und die frohe Botschaft brachten, sie hätten Bethlehem und
Jerusalem gesehen, ergriff heiße Sehnsucht die Pilger. Alle
Müdigkeit war verschwunden, rastlos eilten sie vorwärts, Jeder
wollte die heiligen Orte zuerst erblicken. Endlich erreichten sie
den Gipfel eines Berges. Da lag sie vor ihnen, die heilige
Stadt, vom Glanze der Abendsonne erhellt, mit ragenden Zin-
nen und Thürmen! In einem Augenblicke verbreitete sich durch
das ganze Heer der Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem!
Vom heiligen Schauer ergriffen wiederholten Alle mit vereinter
Stimme das Jubelgeschrei: Jerusalem! Jerusalem! und
helle Thränen der Freude und Wehmuth stürzten ihnen aus den
Augen. Andächtig sanken Alle auf ihre Kniee und küßten den
heiligen Boden, auf dem der Erlöser der Welt einst wandelte.
Viele zogen auch ihre Schuhe aus, eingedenk des biblischen
Spruches: „Lege ab deine Schuhe, denn der Ort, wo du stehest,
ist heilig." Singend und betend rückten sie hierauf ihrem Ziele
näher. Es war der sechste Juni des Jahres 1099, als sie vor
den Thoren anlangten.
Nun galt es, die mit einer doppelten Mauer stark befestigte,
auf vier Bergen gelegene Stadt, die von einem 40,000 Mann
starken, türkischen Heere vertheidigt wurde, zu erstürmen. Da-
gegen zählte das Heer der Kreuzfahrer nur noch 20,000 rüstige
Fußgänger und 1500 Ritter. Aber Muth und Begeisterung
ersetzten, was ihnen an Menge abging. Schon am fünften Tage
wagten sie einen Sturm auf die äußeren Mauern. Mit wildem
Muthe erkletterten sie zwar dieselben, fanden aber bei diesem
kühnen Wagnisse ihren Untergang, indem sie oben von den Ver-
theidigern jählings wieder hinuntergestoßen wurden. Nun sah
man ein, daß die Stadt ohne Belagerungswerkzeuge nicht zu
erobern sei. Sie zerstreuten sich deshalb in die Umgegend und
brachten mit großer Mühe aus der holzarmen Gegend die nö-
thigen Baumstämme zusammen. Die Gefahren und Leiden der