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1. Geschichte des Mittelalters - S. 148

1861 - Münster : Coppenrath
— 148 Tankred und wagte sich sogar bis zu den Mauern der Stadt. Sobald die Ritter zum großen Heere zurückgekommen waren und die frohe Botschaft brachten, sie hätten Bethlehem und Jerusalem gesehen, ergriff heiße Sehnsucht die Pilger. Alle Müdigkeit war verschwunden, rastlos eilten sie vorwärts, Jeder wollte die heiligen Orte zuerst erblicken. Endlich erreichten sie den Gipfel eines Berges. Da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt, vom Glanze der Abendsonne erhellt, mit ragenden Zin- nen und Thürmen! In einem Augenblicke verbreitete sich durch das ganze Heer der Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem! Vom heiligen Schauer ergriffen wiederholten Alle mit vereinter Stimme das Jubelgeschrei: Jerusalem! Jerusalem! und helle Thränen der Freude und Wehmuth stürzten ihnen aus den Augen. Andächtig sanken Alle auf ihre Kniee und küßten den heiligen Boden, auf dem der Erlöser der Welt einst wandelte. Viele zogen auch ihre Schuhe aus, eingedenk des biblischen Spruches: „Lege ab deine Schuhe, denn der Ort, wo du stehest, ist heilig." Singend und betend rückten sie hierauf ihrem Ziele näher. Es war der sechste Juni des Jahres 1099, als sie vor den Thoren anlangten. Nun galt es, die mit einer doppelten Mauer stark befestigte, auf vier Bergen gelegene Stadt, die von einem 40,000 Mann starken, türkischen Heere vertheidigt wurde, zu erstürmen. Da- gegen zählte das Heer der Kreuzfahrer nur noch 20,000 rüstige Fußgänger und 1500 Ritter. Aber Muth und Begeisterung ersetzten, was ihnen an Menge abging. Schon am fünften Tage wagten sie einen Sturm auf die äußeren Mauern. Mit wildem Muthe erkletterten sie zwar dieselben, fanden aber bei diesem kühnen Wagnisse ihren Untergang, indem sie oben von den Ver- theidigern jählings wieder hinuntergestoßen wurden. Nun sah man ein, daß die Stadt ohne Belagerungswerkzeuge nicht zu erobern sei. Sie zerstreuten sich deshalb in die Umgegend und brachten mit großer Mühe aus der holzarmen Gegend die nö- thigen Baumstämme zusammen. Die Gefahren und Leiden der
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