1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Kreuzfahrer während dieser Arbeit waren unaussprechlich. Denn
sie waren rings von Feinden umgeben, die hinter Hügeln, Ber-
gen und Höhlen, besonders in der Gegend der Quellen, ihnen
auflauerten, so daß sie oft um einen Trunk Wassers blutige
Kämpfe bestehen mußten. Der Mangel an Wasser war unter
dem glühenden Himmel in der heißen Jahreszeit so groß, daß
die Kreuzfahrer selbst sich oft an den Brunnen darum schlugen
und das wenige Wasser mit ihrem Blute verunreinigten.
Nach Verlauf von vier Wochen hatte man den Bau von
zwei Belagerungsthürmen vollendet. Sie waren vierseitig, jeder
sieben Ellen höher, als die Hauptmauer Jerusalems und zum
Fortbringen mit Rädern versehen. Sie bestanden aus drei Stock-
werken und sollten, zur Zeit der Bestürmung mit auserlesenen
Streitern besetzt, der Mauer ganz nahe gebracht werden. An
jedem Thurme befand sich eine große Fallbrücke, welche ausge-
zogen die äußere Bekleidung des Thurmes auszumachen schien,
wenn man sie aber niederließ, zum Uebergange von dem Thurme
aus die Stadtmauer diente. Die Wände waren mit Thierhäu-
ten bedeckt, damit sie gegen das feindliche Feuer gesichert wären.
Der vierzehnte Juli des Jahres 1099 ward zum Sturme be-
stimmt. Zn diesem wichtigen Unternehmen wurde zuvor der
Beistand des Himmels angerufen. Es wurden feierliche Pro-
zessionen um die Stadt angestellt. Den Zug eröffneten die
Bischöfe nebst der übrigen Geistlichkeit, alle weiß gekleidet, Kreuze,
Reliquien und Bilder vor sich her tragend. Dann folgten die
Firrsten, Ritter und die übrigen Pilger, Alle in ihrer besten
Waffenrüstung, aber größtentheils mit bloßen Füßen. Feierlich
und langsam unter heiligen Gesängen und Gebeten bewegte sich
der Zug zuerst nach dem Oelberge, wo ein Geistlicher, Namens
Arnulf, dann Peter der Einsiedler ihre Stimme erhoben und
in Reden voll Feuer zur Tapferkeit, Ausdauer und Einigkeit er-
mahnten. Die Saracenen dort oben wußten nicht, was dieses
Ziehen hin und her, dieses Singen und Lobpreisen da unten
zu bedeuten habe. Sie verhöhnten die Christen von der Mauer