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1. Geschichte des Mittelalters - S. 152

1861 - Münster : Coppenrath
152 Ehre Gottes morden könnten. So sehr vergaßen sie in der ersten Wuth die von Christus gepredigte Duldung und Menschenliebe und befleckten ihren Ruhm mit den empörendsten Grausamkeiten. Endlich, als die Rache gestillt und die Raubgier befrie- digt war; da kehrte christliche Demuth, Bußfertigkeit und from- mer Sinn in die Herzen zurück. Da reinigten die Pilger sich vom Blute, entblößten Haupt und Füße und zogen in feier- licher Prozession singend und betend nach der Auferstehungskirche. Hier wurden sie von den Geistlichen empfangen, welche mit tiefer Rührung den Pilgern dankten für die Befreiung der hei- ligen Stadt aus der Gewalt der Ungläubigen, vor allen aber Peter den Einsiedler mit Lobsprüchen erhoben. Die Christen der heiligen Stadt schienen nur Augen für den hochherzigen Einsiedler zu haben, der sie vor fünf Jahren in ihren Leiden aufgesucht hatte, und dessen Verheißungen nunmehr so glorreich in Erfüllung gegangen waren. Sie drängten sich haufenweise um ihn; an ihn richteten sie ihre Loblieder, ihn priesen sie laut als ihren Befreier. Sie erzählten ihm, was sie alles während feiner Abwesenheit gelitten, und konnten cs kaum glauben, was vor ihren Augen vorging. In ihrer Begeisterung staunten sie darüber, daß Gott sich eines einzigen Menschen bedient habe, um so viele Nationen zum Aufbruche zu bringen, und so viele Wunder geschehen zu lassen. Thränen der Rührung rollten von den Wangen der Pilger; sie konnten ihr freudetrunkenes Auge nicht genug laben an den heiligen Reliquien; jegliches wollten sie sehen, jegliches berühren. Sie beichteten ihre Sün- den und gelobten Besserung mit lauter Stimme. Gottfried von Bouillon, der treue Held, ward einstimmig zum Könige von Jerusalem ausgerufen; er aber lehnte bescheiden diese Würde ab. Er wollte dort nicht König heißen und eine goldene Krone tragen, wo einst Christus, der König der Könige, unter einer Dornenkrone geblutet hatte. Nur den Titel eines Schirmvogtes des heiligen Grabes nahm er an, waltete jedoch im Uebrigen als Oberherr und ordnete das junge christliche Reich durch Gesetze.
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