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1. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1861 - Münster : Coppenrath
— 218 — dem Einflüsse der Gothen, Longobarden und Franken im Abend- lande entfaltete sich hieraus ein neuer, der sogenannte roma- nische oder römische Stil. In diesem vervollkommnete sich die flache Decke der Basilika zu einem hohen Gewölbe, der Chor bildete sich aus, und der Thurm, der früher als Tauf- kapelle und Glockeuständer von der Kirche gewöhnlich getrennt stand, trat jetzt in die Kirche selbst ein und wurde höher; im übrigen aber wurden noch der altrömische Rundbogen und alt- römische Säulen beibehalten. Dieser romanische Baustil erhielt bald mancherlei Abän- derungen. Der Rundbogen wurde zum Spitzbogen veredelt, die runde und oben abgeschnittene Säule in den freien Palmenwuchs des Pfeilers, die starre Wand in eine kunstreiche Gliederung von Strebepfeilern, Pfeilerbündeln, die Thüren erweitert und verschönert, die Fenster erhöht und mit reicher Glasmalerei aus- geschmückt, die Thürme höher gezogen und vervielfältigt. Diese neue Baukunst stand in der Mitte des dreizehnten Jahrhun- derts in ihrer schönsten Blüthe. Man hat dieselbe wohl die gothische genannt, richtiger aber Hütte man sie die deutsche nennen sollen. Denn ihre edelste und erhabenste Gestalt ist von deutschen Meistern ausgegangen. Diese bildeten damals zur Ausführung so bedeutender und kunstreicher Bauten unter den Namen „Baubrüder" mit ihren Gesellen eine besondere Zunft, hatten in allen bedeutenden Städten, zumal in Straßburg, Wien und Köln, ihre „Hütten" oder Bausitze mit besonderen päpst- lichen und kaiserlichen Privilegien, mit eigenen Anordnungen und eigener Gerichtsbarkeit und verbreiteten ihre kunstreiche Gc- werbthätigkeit auch über andere Länder. Der deutsche Eichen- und Buchenwald mit seinen schlank emporstrebenden, unten und oben in einem unendlichen Reichthume ausgebreiteten Zweigen und Stämmen war vielleicht Vorbild und Muster zu ihren Bauten. Wie, früher das deutsche Volk in seinen Wäldern seine Gottheiten verehrte, so sollte es jetzt in seinen Säulenhai- nen den geoffenbarten Gott anbeten. Die Steine selbst sind
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