1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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dem Einflüsse der Gothen, Longobarden und Franken im Abend-
lande entfaltete sich hieraus ein neuer, der sogenannte roma-
nische oder römische Stil. In diesem vervollkommnete sich
die flache Decke der Basilika zu einem hohen Gewölbe, der
Chor bildete sich aus, und der Thurm, der früher als Tauf-
kapelle und Glockeuständer von der Kirche gewöhnlich getrennt
stand, trat jetzt in die Kirche selbst ein und wurde höher; im
übrigen aber wurden noch der altrömische Rundbogen und alt-
römische Säulen beibehalten.
Dieser romanische Baustil erhielt bald mancherlei Abän-
derungen. Der Rundbogen wurde zum Spitzbogen veredelt, die
runde und oben abgeschnittene Säule in den freien Palmenwuchs
des Pfeilers, die starre Wand in eine kunstreiche Gliederung
von Strebepfeilern, Pfeilerbündeln, die Thüren erweitert und
verschönert, die Fenster erhöht und mit reicher Glasmalerei aus-
geschmückt, die Thürme höher gezogen und vervielfältigt. Diese
neue Baukunst stand in der Mitte des dreizehnten Jahrhun-
derts in ihrer schönsten Blüthe. Man hat dieselbe wohl die
gothische genannt, richtiger aber Hütte man sie die deutsche
nennen sollen. Denn ihre edelste und erhabenste Gestalt ist von
deutschen Meistern ausgegangen. Diese bildeten damals zur
Ausführung so bedeutender und kunstreicher Bauten unter den
Namen „Baubrüder" mit ihren Gesellen eine besondere Zunft,
hatten in allen bedeutenden Städten, zumal in Straßburg, Wien
und Köln, ihre „Hütten" oder Bausitze mit besonderen päpst-
lichen und kaiserlichen Privilegien, mit eigenen Anordnungen
und eigener Gerichtsbarkeit und verbreiteten ihre kunstreiche Gc-
werbthätigkeit auch über andere Länder. Der deutsche Eichen-
und Buchenwald mit seinen schlank emporstrebenden, unten und
oben in einem unendlichen Reichthume ausgebreiteten Zweigen
und Stämmen war vielleicht Vorbild und Muster zu ihren
Bauten. Wie, früher das deutsche Volk in seinen Wäldern
seine Gottheiten verehrte, so sollte es jetzt in seinen Säulenhai-
nen den geoffenbarten Gott anbeten. Die Steine selbst sind