Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1861 -
Münster
: Coppenrath
- Autor: Welter, Theodor Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
256
Bald hierauf wurde Huß aus seinem Gewahrsam vor die
Versammlung geführt. Die Väter erklärten seine Lehre für
ketzerisch und forderten ihn wiederholt zum Widerrufe auf; allein
Huß weigerte sich standhaft. Da wurde er seiner Priestcrwürde
entsetzt und nun der weltlichen Obrigkeit überantwortet. Ketzerei
galt damals, bei dem engen Zusammenhange des Staates mit
der Kirche, auch für ein Staatsverbrechen, weil Alles, was die
Ruhe und den Frieden der Kirche störe, auch den Bestand der
bürgerlichen Ordnung, ja des Staates selbst, bedrohe. Die
Staatsgesetze jener Zeit verhängten aber die Strafe des Feuer-
todes gegen unverbesserliche Jrrlehrer, und diese ward nun von
der Staatsgewalt an Huß vollzogen. Es wurde vor dem Thore
ein Scheiterhaufen errichtet, und der Verurtheilte gefesselt dahin
geführt. Ruhig und standhaft, unter einem gewaltigen Zulaufe
der Volksmenge, näherte er sich betend dem Richtplatze. Schon
hatte er den Holzstoß bestiegen, schon war er an den Pfahl
gebunden und mit Stroh umlegt; da bot ihm der Pfalzgras
noch einmal Rettung an, wenn er widerrufen wolle. Allein
auch inmitten der Schrecknisse des nahen Todes blieb er hart-
näckig bei seiner Weigerung. Da endlich wurde der Holzstoß
angezündet, und Huß lebendig verbrannt. Seine Asche wurde
gesammelt und in den Rhein geworfen. Der Tag seiner Hin-
richtung war der sechste Juli des Jahres 1415. Ein gleich
schreckliches Urtheil wurde im folgenden Jahre in derselben
Stadt an Hieronymus von Prag, Hussens Freund und
Anhänger, vollzogen. Auch er bestieg festen Muthes den Holz-
stoß und wurde zu Asche verbrannt.
Die Nachricht von dem schrecklichen Untergange dieser beiden
Männer erregte bei den Böhmen erst Bestürzung und Trauer,
dann furchtbaren Aufruhr. Jetzt hielten sie um so fester an
Hussens Lehre und erweiterten sie noch. Jakob von Mieß,
ein eifriger Prediger, lehrte, daß auch den Nichtgeistlichen der
Kelch bei dem h. Abendmahle gereicht werden müsse. Diese
Lehre fand bei den Huf fiten — so nannte man Hussens