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1. Der biographische Unterricht - S. 15

1859 - Berlin : Gaertner
15 deren Lehrer an. Er machte es aber klug. Nicht durch lange Reden trat er gegen sie auf, sondern er suchte sie in sein Gespräch zu ziehen. Dann legte er ihnen Fragen vor und brachte sie dadurch, daß er das Falsche ihrer Antworten nachwies, so in Verlegenheit, daß sie ihn: zu- letzt Recht geben mußten. Ganz auf dieselbe Weise verfuhr Sokrates mit seinen Schülern, die sich in großer Anzahl um ihn versammelten. Er ging mit ihnen spazieren und führte sie durch Fragen und Ant- worten auf die tiefsten Wahrheiten. §. 15. Der Tod des Sokrates. So hatte Sokrates ein Alter von siebzig Jahren erreicht und war von den meisten Athenern sehr geehrt. Allein seine Feinde ruhten nicht, und da bekanntlich die Griechen mehrere Götter hatten und Sokrates häufig sprach, als ob es nur einen Gott gäbe, so klagten sie ihn vor Gericht an. Sie sag- ten: "Sokrates läugnet die Götter und verdirbt die Jugend; deshalb verdient er den Tod." Es war nun Sitte, daß die Angeklagten sich durch eine Rede vertheidigten oder vertheidigen ließen. Sokrates hielt selbst seine Vertheidigungsrede. Er sagte unter Andern:: "Nie- mand weiß, was der Tod ist und ob er nicht für den Menschen das größte unter allen Gütern ist. Würdet ihr, Athener, mich nicht zum Tode verurtheilen, so würde ich sagen: ich bin zwar euer Freund, ge- horchen aber werde ich dem Gotte mehr als euch, und so lange ich noch athme und es vermag, werde ich nicht aufhören, nach Weisheit zu suchen, und treffeich einen von euch, so werde ich sagen: wie, bester Mann, schämst Du Dich nicht, daß Du dafür sorgest, Geld und Ruhm und Ehre zu erlangen, für Einsicht und Wahrheit aber nicht zu sor- gen? So werde ich mit Jungen und Alten, wie ich sie eben treffe, verfahren, denn so befiehlt es der Gott." Nachdem Sokrates so ge- sprochen, fühlten sich die Richter beleidigt und vernrtheilten ihn, den Giftbecher zu trinken. Sokrates wurde in den Kerker geführt, und als einer seiner Schüler im tiefsten Schmerze ausrief: "Nein, so un- schuldig sterben zu müssen!" sagte Sokrates lächelnd: "Möchtest Du etwa lieber, daß ich schuldig stürbe?" Ein Freund brachte Sokrates noch Geld und forderte ihn auf, zu fliehen- Sokrates wies dies aber zurück, weil er den Gesetzen nicht ungehorsam sein wollte. Man brachte den Schierlingsbecher. "Wie muß ichs machen?" fragte So- krates. „Du mußt trinken und umhergehen, bis die Füße schwer werden, und dann Dich niederlegen," erhielt er zur Antwort. Sokra- tes trank den Becher aus. Seine um ihn stehenden Schüler, besonders Platon, weinten bitterlich. Als das Gift stark zu wirken anfing, legte sich Sokrates nieder und sagte zu einem seiner Schüler: „Wir sind dem Asklepios einen Hahn schuldig, opfert ihn fa und
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