1859 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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aber, welche seine Rückkehr fürchteten, schickten Meuchelmörder nach
Kleinasien und ließen ihn hier umbringen.
Alcxa 11 bcv -er Gros)e.
§• 19. Zustand Griechenlands vor Alexander. Schon
zu den Zeiten des Alkibiades war Griechenland sehr gesunken. In
dem kecken, schwanken und zerrissenen Leben des Alkibiades spiegelt sich
ganz der Zustand des Landes. Uneinigkeit und Zwist war herrschend,
und an großen Männern fehlte es ebenfalls. Die griechische Jugend
war schwelgerisch und lüderlich, und die Männer fanden nur Vergnü-
gen an großen Mahlzeiten und Schauspielen. Diesen Zustand benutzte
ein im Norden Griechenlands wohnender König, Philipp von Make-
donien, um den Griechen, wo möglich, noch den Rest ihrer Freiheit
zu rauben. Er wandte Bestechungen, geheime Verbindungen u. dgl.
an, und rückte mit einem Heere in das mittlere Griechenland ein. Da
erhob sich ein Mann, der letzte große Grieche, um sein Volk noch ein-
mal aufzurichten. Es war der Redner Demosthenes. Durch herr-
liche Reden regte er die alte Freiheits- und Vaterlandsliebe der Grie-
chen an. In der That rafften sich auch alle Griechen zusammen. Aber
es war zu spat. Sie wurden (338) bei Chäroneia geschlagen und ihre
Freiheit hörte auf.
§. 20. Alexanders Anfang Jener makedonische König
hatte einen Sohn, Alexander, welcher wegen der großen Thaten, die
er ausgeführt, den Beinamen des Großen erhalten hat. Alexander
wurde (356) in derselben Nacht geboren, in der Herostratos den
Dianentempel zu Ephesos anzündete. Philipp ließ seinen Sohn von
dem größten damaligen Philosophen Aristoteles erziehen. Alexander
zeigte viele Fähigkeiten. Besonders beschäftigte er sich mit Redekunst,
Poesie und Geschichte. Die Gesänge Homers regten in ihm sehr früh
die Ruhmbegierde an, so daß er schon als Jüngling, wenn er von den
Siegen seines Vaters hörte, oft gesagt haben soll: „Mein Vater
wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen." Ein sehr kostbares,
wildes Dftrd, das Niemand reiten konnte, wußte Alexander durch seine
Klugheit zu regieren, bei welcher Gelegenheit sein Vater gesagt haben
soll: „Mein Sohn, suche Dir ein anderes Königreich! Makedonien ist
für Dich zu klein." Philipp hatte sich bereits zum Oberfeldherrn über
ganz Griechenland ernennen lassen und ging mit dem Plane um, Per-
sien zu erobern, als er bei der Vermählung seiner Tochter Kleopatra
mit dem Könige Alexander von Epeiros von einem seiner Leibwächter,
Namens Pausanias, erstochen wurde. Nun jubelten die Griechen und