1859 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Numitor in Streit, und als sie vor ihn geführt wurden, zeigten sie sich
so unerschrocken, daß er sie lieb gewann und bei sich behielt; später
sagte ihm Faustulus, daß es seine Enkel wären. Wie sie älter wur-
den, beschlossen sie, das ihrem Großvater geschehene Unrecht zu be-
strafen, und es gelang ihnen, den Amulius zu todten und Numitor
wieder auf den Thron zu setzen. Zum Dank dafür erlaubte dieser
seinen Enkeln, an der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt zu
bauen. So entstand Rom 753 v. Chr. Als die Stadt schon mehrere
Hütten zählte, stritten einst die Brüder, wem die Ehre zukomme, Stif-
ter der Stadt genannt zu werden. Das sollten Götterzeichen entschei-
den. Die Brüder setzten sich aus einen Hügel und warteten aus den
Flug der Vögel. Dem Remus erschienen zuerst sechs, dem Romulus später
zwölf Geier, und als nun ein Jeder die Zeichen zu seinem Vortheil auslegte,
kam es wieder zu einem Streit, in dem Romulus seinen Bruder erschlug.
§. 26. Erste Einrichtungen in Rvnr Romulus war
also der erste König von Rom. Um in der neuen Stadt schnell
viele Bewohner zu haben, forderte er Flüchtlinge und Sklaven aus,
sich in Rom niederzulassen. Es kamen auch Viele. Es fehlten den
Römern aber Frauen, und da aus den benachbarten Städten die Vä-
ter ihre Töchter nicht mit hergelaufenen Sklaven verheirathen mochten,
so verfiel Romulus auf eine List. Er machte bekannt, daß er zu Eh-
ren des Neptun Wettspiele anstellen würde, und lud dazu die benach-
barten Städte ein. Da erschienen viele Nachbaren, besonders aber
Sabiner mit Weibern und Kindern. Am letzten Festtage fielen die
römischen Jünglinge über ihre Gäste her und ein Jeder raubte sich
eine Jungfrau. Die Gäste waren ohne Waffen und flohen eiligst da-
von. Aber sie verbanden sich mit benachbarten Völkern, um gemein-
schaftlich Rom anzugreifen und die geraubten Töchter heimzuführen.
Titus Tatius, der König der sabinischen Hauptstadt Cures, wurde
Anführer. Nachdem Rom lange Zeit belagert war, legten sich die ge-
raubten Sabinerinnen ins Mittel und sagten ihren Vätern, daß sie
mit ihren Männern glücklich lebten und daß man den Kampf beenden
möchte. So kam ein Friede zu Stande, in dem festgesetzt wurde, daß
Romulus und Tatius in Rom gemeinschaftlich regieren, die Römer
aber nach der Stadt Cures den Namen Quiriten führen sollten.
Zwischen den beiden Königen war aber keine Eintracht, und Tatius
kam später in einem Aufstande um. Romulus führte mit benachbarten
Städten noch mehrere glückliche Kriege, theilte das Volk in Stämme
und machte manche gute Einrichtungen. Besonders sorgte er dafür,
daß in seinem Staate Alles unter dem Schutze der Götter vorgenom-
men wurde. Deshalb stiftete er zwei Priestercollegien, die aus dem