1859 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und Franz, beide durch Talente und Herrschsucht ausgezeichnet. Mit
den Hugenotten verbanden sich besonders zwei bedeutende Männer, der
eine ein Verwandter des Königs, Prinz Ludwig von Conde,
welcher die Herrschsucht der beiden Guisen am Hofe hintertreiben
wollte; der andere, ein mäßiger, geistvoller und tapferer Mann,
der Admiral Coligny. Als nun der schwache König Karl Ix.,
durch seine Mutter veranlaßt, den Hugenotten ihre gottesdienstlichen
Versammlungen bei Leibesstrafe untersagte, und als man fortfuhr, sie
aufzusuchen und umzubringen, stieg die Erbitterung bis auf das
Aeußerste. Es entstanden Verschwörungen gegen die königliche Fa-
milie, der Admiral Coligny reichte eine Bittschrift der Hugenotten ein;
Alles half nichts. Beide Parteien warben Truppen, und so brach ein
Kampf aus, der acht Jahre lang dauerte. Die Grausamkeiten dieses
Kampfes übersteigen alles Glaubliche. Das Steinigen, Blenden, Auf-
hängen, Verbrennen waren noch geringe Qualen. Von beiden Seiten
suchte man in Deutschland und in der Schweiz Unterstützung, man
kämpfte mit immer größerer Erbitterung, Franz von Guise wurde
meuchlerisch ermordet und der Prinz Condö siel. An die Spitze der
Reformirten trat dann der junge Heinrich, Prinz von Navarra, ein
Nesse Condö's. Als die Kräfte gegenseitig erschöpft waren, kam ein
Friede zu Stande, in welchem die Reformirten freie Religionsübung
erhielten.
§. 87. Der 24. August 1572. Dies war Alles noch vor
dem Jahre 1572 vorgefallen. Katharina von Medicis erheuchelte nun
die freundschaftlichsten Gesinnungen für die Protestanten und suchte
sogar eine Vermählung des jungen Heinrich von Navarra mit ihrer
Tochter Margarethe zu Stande zu bringen. Auch den Admiral Co-
ligny lockte man nach Paris; der König umarmte ihn, gab ihm eine
bedeutende Stelle im Staatsrathe und machte ihm kostbare Geschenke.
Es starb jedoch ganz plötzlich in Paris Johanna, die Mutter Hein-
richs von Navarra. Man vermuthete, sie sei von Katharina durch ein
Paar Handschuhe vergiftet worden. Ebenso wurde der Admiral eines
Tages von einer Kugel getroffen, die ihm aber nur den Zeigefinger
wegnahm. Durch sehr strenge Untersuchungen, welche angestellt wur-
den, hielt man den Verdacht, daß der Mörder von dem Könige ge-
dungen sei, zurück. Unterdeß drang die Mutter des Königs fortwäh-
rend in den Sohn, sich des lästigen und gefährlichen Admirals zu ent-
ledigen; ja inan wußte dem Könige von geheimen Plänen der Huge-
notten so viel vorzuspiegeln, daß er endlich nicht bloß den Tod des
Admirals, sondern auch den aller Hugenotten verlangte. Augenblicklich
ergriff man Maßregeln zu einer verruchten That. Es sollten in der