1859 -
Berlin
: Gaertner
- Autor: Lange, Otto
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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kennen. Es kam daher zum Kampfe, und erst, nachdem Sten Sture
gefallen war, wurde Christian von den Schweden anerkannt. Zwar
hatte er durch einen Eid versprochen, alles Vorgefallene zu vergessen;
allein er nahm dennoch blutige Rache an den Schweden, denn er war
ein entschlossener, gewaltthätiger und rachsüchtiger Fürst. Er begab
sich 15äo zur feierlichen Krönung nach Stockholm. Bei der Krö-
nung wurde drei Tage laug geschmauset. Am dritten Tage (8. No-
vember) ließ der König die Thore schließen, alle Straßen besetzen und
auf dem Markte Kanonen aufpflanzen. Der Erzbischof von Upsala,
Gustav Trolle, hatte ihm ein Verzeichniß aller derjenigen übergeben,
welche früher feindselig gegen ihn gesinnt waren. Diese, zusammen
vier und neunzig der angesehensten Personen, wurden auf dein Markte
hingerichtet. Man nennt dieses Ereigniß das Stockholmer Blutbad.
Dann reiste der König nach Dänemark zurück und ließ unterwegs
noch manche grausame Hinrichtung vornehmen. Zwei Jahre daraus
erklärte ihn ein Theil der Schweden für abgesetzt. Nun forderte er
die Dänen zum Kampfe gegen die Schweden aus; bei ihnen hatte er
sich aber ebenfalls verhaßt gemacht, und so ward es ihm schwer, seinen
Zweck zu erreichen.
§. 111. Gustav Wasa s Einzug in Stockholm. Wäh-
rend dies in Schweden geschah, irrte Gustav Erichson Wasa im
Lande umher, mit dem Gedanken, sein Vaterland von der Herrschaft
der Dänen zu befreien. Gustav Wasa war von einem alten Ge-
schlechte der schwedischen Reichsvorsteher, an dem Hofe seines Groß-
oheims Sten Sture erzogen, begabt mit vielen Anlagen und Kennt-
nissen. Schon in den Zwistigkeiten zwischen Schweden und Dänemark
war er mit mehreren andern vornehmen Jünglingen 1548 als Geißel
den Dänen überliefert und gegen eine bedeutende Bürgschaft einem
dänischen Gutsbesitzer, Bauer, seinem Verwandten, zur Bewachung
übergeben worden. Von diesem entfloh er nach Lübeck, wo sich der
Bürgermeister Bröms seiner annahm und ihn mit dem Versprechen
daß er künftig mit Geld und Soldaten unterstützt werden sollte, nach
Schweden gehen hieß. Hier hörte er, daß sein Vater und seine Ver-
wandten in dem Stockholmer Blutbade gefallen waren. Er sann aus
Rache und hoffte in seinem Vaterlande so viel Unterstützung und An-
hang zu finden, daß er einen Kampf gegen Christian würde wagen
können; aber Niemand, nicht einmal seine Verwandten, wollten ihn auf-
nehmen, und so mußte er in Bauernkleidern umherirren und die Nächte
im Korn zubringen, um nicht verrathen zu werden. Christian wußte
daß Gustav Wasa sich in Schweden aufhielt, und hatte auf seinen Kopf
einen bedeutenden Preis gesetzt. Jetzt verließen ihn sogar seine Diener,