1861 -
Oldenburg
: Stalling
- Autor: Stacke, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Diese, und unter ihnen vorzüglich die Sabiner kamen in groß-
ßen Haufen mit ihren Weibern und Kindern herbei. Aber
mitten unter den Spielen fielen die römischen Jünglinge mit
bloßen Schwertern über die Fremden her und raubten eine
große Zahl von Jungfrauen, die unter die römischen Bürger
vertheilt wurden.
Die beraubten Völker beschlossen einen gemeinsamen Rache-
krieg, da ihnen aber die Rüstungen der Sabiner zu lange
dauerten, so griffen die übrigen vereinzelt zu den Waffen; zu-
erst die Cäninenser; allein Romulus schlug sie mit leichter
Mühe, so wie bald darauf auch die Antemnaten und Crustu-
minier.
Am schwersten war der Kampf mit Titus Tatius,
König der Sabiner. Denn dieser fiel nicht nur mit einem
Heere von 25,000 Mann zu Fuß und 1000 Mann zu Pferde
in das römische Gebiet ein, sondern bemächtigte sich auch der
auf dem Capitolium gelegenen Burg durch folgende List:
Tarpeja, die Tochter des Befehlshabers der Burg, war
ausgegangen um Wasser zu holen, und den Feinden in die
Hände gefallen. Sie versprach ihnen, die Burg zu öffnen,
wenn ihr die Sabiner das gäben, was sie am linken Arm
trügen. Sie meinte damit die goldenen Armbänder und Span-
gen. Nun trugen aber die Sabiner nicht nur diese, sondern
auch ihre Schilde am linken Arm. Als daher Tarpeja den
Feinden die Thore geöffnet hatte, sollen diese, um Betrug
durch Betrug zu strafen, ihre Schilde über die Verrätherin ge-
worfen und sie so getödtet haben. Von dieser Tarpeja ward
in der Folge der steilste Theil des Berges der Tarpejische Fels
genannt, und noch heut zu Tage herrscht zu Rom der Volks-
glaube, die schöne Tarpeja Hause tief im Berge verzaubert,
mit Gold und Geschmeide überdeckt.
Am Tage nach der Besetzung des Capitoliums rückten die
Römer heran, die verlorene Burg wieder zu erobern; auch die
Sabiner stiegen herab, und der Kampf begann. Nach hefti-
gem Widerstand wichen endlich die Römer und Romulus selbst
ward von den Fliehenden fortgerissen. Da erhob er seine