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1861 -
Oldenburg
: Stalling
- Autor: Stacke, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
36
Abschied nehmen zu dürfen. Dies ward ihm gewährt. Nun
führte er sie zu einer nahen Fleischerbude. Hier ergriff er
schnell ein Messer und stieß es ihr in die Brust, indem er
ausrief: „Hiermit allein, mein Kind, kann ich deine Ehre
retten!" Darauf wendete er sich an Appius und schrie: „Bei
diesem Blute weihe ich dein Haupt den Göttern der Unterwelt!"
Nach dieser furchtbaren That bahnte sich Virginius mit
dem Messer in der Hand den Weg durch das Gedränge und
gelangte bis zum Thar, um ins Lager zu eilen. Icilius
zeigte dem Volke den blutenden Leichnam und forderte zum
Sturz der Decemvirn auf; die Lictoren des Appius wurden
übermannt und er selbst floh mit verhülltem Haupte in sein
Haus. Auch im Lager tobte der Aufruhr. Das Volk wan-
derte zum zweiten Male auf den heiligen Berg und kehrte erst
dann nach Rom zurück, als der Senat verordnet, daß die
Decemvirn ihr Amt niederlegen und wieder Konsuln an ihre
Stelle treten sollten.
Appius Claudius aber, der ruchloseste der Decemvirn, ward
in den Kerker geworfen, und nahm sich selbst das Leben.
Xiii.
M. Furius Camillus.
Nicht weit von Rom lag die mächtige Stadt Veji in
Etrurien, die den Römern längst ein Gegenstand der Besorg-
niß war und schon zu mehreren Kriegen Veranlassung gegeben
hatte. Da die Vejcntcr römische Gesandte ermordet hatten,
so verlangten die Römer Genugthuung und drohten mit Krieg.
Im Vertrauen auf ihre Macht und die Festigkeit ihrer Stadt
nahmen ihn die Vejenter an, und es begann nun ein zehn-
jähriger Kampf (406—396 v. Chr.), der mit der völligen
Zerstörung der Stadt Veji endete. Der Ruhm des Sieges
gebührt dem Römer M. Furius Camillus.