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1. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 99

1861 - Oldenburg : Stalling
99 a ihn daher ein ganzes Jahr. Er übte die der Arbeit entwöhn- ten Soldaten unaufhörlich und mit unerbittlicher Strenge im Lagerbau, Lasttragen, Marschieren, in Manövern und Streif- zügen. Da er die Stadt auszuhungern gedachte, so vermied er fortwährend eine Hauptschlacht, rückte aber immer näher an dieselbe heran. Ringsum schloß er sie mit Wall und Gra- den ein, und schnitt ihr von allen Seiten die Zufuhr ab. Da der reißende Strom des Duero durch Brücke und Damm nicht zu beherrschen war, so baute er an beiden Usern Castelle, von denen aus schwere, mit Seilen an einander hangende Balken, die rundum von Sicheln und eisernen Spitzen starr- ten, durch die Fluten von einer Seite bis zur andern gespannt wurden, so daß man weder schwimmend noch fahrend den Fluß herabkommen konnte. Das Heer hatte Scipio bis auf 60,000 Mann gebracht, und die Belagerten bei mehrmaligen Ausfällen mit großem Verlust zurückgeschlagen. Schon währte die Belagerung fünfzehn Monate; die ärgste Hungersnoth wüthete unter den Numantinern; Gras und das Lederwerk von den Waffen diente zur Nahrung; man verzehrte Leich- name, und Mütter schlachteten zuletzt ihre Kinder. Endlich baten die Belagerten um Frieden. Aber Scipio verlangte Uebergabe auf Gnade und Ungnade. Die Gesandten, welche diesen Bescheid brachten, wurden von den verzweifelten Ein- wohnern erschlagen; dennoch blieb ihnen nichts Anderes übrig. Sie öffneten die Thorc, baten aber die Römer, erst am dritten Tage nachher einzuziehen. Da aber sahen sie Gräßliches; die meisten Einwohner hatten sich das Leben genommen; die noch übrig gebliebenen Elenden wurden als Sclavcn verkauft, und nur fünfzig sparte Scipio für seinen Triumph auf. Die Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Scipio erhielt von dieser Eroberung den Beinamen Numantinus. Der Krieg gegen Numantia hatte von 141—133 v. Ehr. gedauert. Als Scipio nach Rom zurückgekehrt war, trat er als Gegner der Volks- partei auf und zog sich den Haß vieler Bürger zu. Eines Morgens fand man ihn todt in seinem Bette, und aller Wahr- scheinlichkeit nach war er durch Meuchelmord gefallen, ohne daß
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