1861 -
Oldenburg
: Stalling
- Autor: Stacke, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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ihn daher ein ganzes Jahr. Er übte die der Arbeit entwöhn-
ten Soldaten unaufhörlich und mit unerbittlicher Strenge im
Lagerbau, Lasttragen, Marschieren, in Manövern und Streif-
zügen. Da er die Stadt auszuhungern gedachte, so vermied
er fortwährend eine Hauptschlacht, rückte aber immer näher
an dieselbe heran. Ringsum schloß er sie mit Wall und Gra-
den ein, und schnitt ihr von allen Seiten die Zufuhr ab.
Da der reißende Strom des Duero durch Brücke und Damm
nicht zu beherrschen war, so baute er an beiden Usern Castelle,
von denen aus schwere, mit Seilen an einander hangende
Balken, die rundum von Sicheln und eisernen Spitzen starr-
ten, durch die Fluten von einer Seite bis zur andern gespannt
wurden, so daß man weder schwimmend noch fahrend den
Fluß herabkommen konnte. Das Heer hatte Scipio bis auf
60,000 Mann gebracht, und die Belagerten bei mehrmaligen
Ausfällen mit großem Verlust zurückgeschlagen. Schon währte
die Belagerung fünfzehn Monate; die ärgste Hungersnoth
wüthete unter den Numantinern; Gras und das Lederwerk
von den Waffen diente zur Nahrung; man verzehrte Leich-
name, und Mütter schlachteten zuletzt ihre Kinder. Endlich
baten die Belagerten um Frieden. Aber Scipio verlangte
Uebergabe auf Gnade und Ungnade. Die Gesandten, welche
diesen Bescheid brachten, wurden von den verzweifelten Ein-
wohnern erschlagen; dennoch blieb ihnen nichts Anderes übrig.
Sie öffneten die Thorc, baten aber die Römer, erst am dritten
Tage nachher einzuziehen. Da aber sahen sie Gräßliches; die
meisten Einwohner hatten sich das Leben genommen; die noch
übrig gebliebenen Elenden wurden als Sclavcn verkauft, und
nur fünfzig sparte Scipio für seinen Triumph auf. Die Stadt
wurde dem Erdboden gleich gemacht. Scipio erhielt von dieser
Eroberung den Beinamen Numantinus. Der Krieg gegen
Numantia hatte von 141—133 v. Ehr. gedauert. Als Scipio
nach Rom zurückgekehrt war, trat er als Gegner der Volks-
partei auf und zog sich den Haß vieler Bürger zu. Eines
Morgens fand man ihn todt in seinem Bette, und aller Wahr-
scheinlichkeit nach war er durch Meuchelmord gefallen, ohne daß