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1. Erzählungen aus der römischen Geschichte - S. 105

1861 - Oldenburg : Stalling
105 auf den folgenden Tag. Den übrigen Theil des Tages ging er in Trauerkleidern, seine Kinder an der Hand, auf dem Fo- rum umher und bat die Bürger, für die Sicherheit feines Le- bens zu sorgen. Eine große Schaar armen Volkes begleitete ihn und bewachte während der Nacht sein Haus. Am folgen- den Morgen besetzten große Haufen Volks das Capitolium; in der Nähe desselben versammelte sich der Senat in einem Tempel. Böse Vorzeichen schreckten den Tiberius, als er sein Haus verließ. Aber die Freunde machten ihm Muth, und als er die Stufen des Capitols herankam, begrüßte ihn das Volk mit lautem Freudengeschrci. Allein die Versammlung war äußerst unruhig. Inzwischen beschlossen die Senatoren, ihre Sclaven und Clienten (Schutzgenossen) zu bewaffnen. Ein Freund brachte dem Tiberius davon Kunde. Als dieser den zunächst stehenden Anhängern die Nachricht mittheilte, schlugen diese sogleich ihre Oberkleider zurück, zerbrachen die Spieße, mit denen die Gerichtsdiener das Volk in Schranken zu hal- ten Pflegten, vertheilten die Stücke unter sich und schlugen auf die Gegner los. Tiberius wollte reden; da er aber bei diesem Getümmel nicht dnrchdringcn konnte, zeigte er mit der Hand nach seinem Kopfe, um dem Volke seine Lebensgefahr anzudeu- ten. Von dieser Bewegung des Tiberius erhielten die Senato- ren sogleich Nachricht, und legten sie boshafter Weise so aus, als habe Tiberius die Krone gefordert. Da sprang Scipio Na sica auf, und verlangte von dem Cónsul, er solle Ge- walt brauchen. Der Cónsul Mucius Scävola aber wei- gerte sich, Bürgerblut zu vergießen. Daraus rief Scipio: „Weil der Cónsul die Sache des Staates verläßt, so folge mir jeder, der sie reiten will!" So verließ er, von seinen Anhängern begleitet, die Senatssitzung, und viele schlossen sich ihm auf dein Wege an. Das Volk erstaunte bei der Ankunft der Se- natoren und machte ehrerbietig Platz. Diese aber ergriffen, was sie von Beinen und Stücken zerbrochener Bänke und Ge- räthschaften vorfanden und schlugen aus das Volk los, das nach allen Seiten hin die schleunigste Flucht ergriff. Auch Ti- berius floh, stürzte aber über einige vor ihm liegende Leichen. 5**
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