1822 -
Berlin
: Trautwein
- Autor: Goedicke, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Psyche-
darzubringen, um eine Einigung der Krieger zu be,
wirken.
Psyche.
Psyche war bei den Airen das Sinnbild der Seele,
ein ätherisches Wesen, abgedildet als eine Jungfrau
mic Schmetterlingsflügeln. Ihre Führerinn durch das
Leben bis an ihr Ende, ist Pallas Athena oder
die Weisheit. Psyche war unter drei Königstöchtern
die jüngste und schönste, weßhalb niemand wagte, sich
um sie zu bewerben; aber dadurch erregte sie zugleich
die Mißgunst der Aphrodite, welche dem Eros be-
fahl, Rache an ihr zu nehmen. Als indessen Eros sie
sah, fühlte er Liebe für sie und wünschte sie sich als
Gattin. Ihr Vater fragte das Orakel wegen ihres
Geschtkkes um Rath, welches ihm antwortete, seine
Tochter werde einem Gotte zu Theil werden, und er
mögte sie daher, mir Trauerkleidern angethan, auf ei-
nen Berg, neben einem Abgrunde gelegen, hinbringen.
Der Vater vollzog den Orakelspruch, allein Eros ließ
sie durch den Zephyros entführen und in einen präch-
tigen Pallast bringen, wo er höchst glüklich mit ihr
lebte, sich jedoch, dem Willen des Schiksals gemäß, mit je-
dem anbrechenden Tage von ihr entfernte. Psyche trug ein
Verlangen nach ihren Eltern, und da ihre neidischen
Schwestern den Glauben ihr beibrachten, ihr Gemahl
wäre ein Ungeheuer und scheue deßhalb, sich am Tage
von ihr sehen zu lassen, so befolgte sie den Rath der-
selben, und beleuchtete den Eros mit der Lampe. Freu-
dig erstaunt stand sie da, kein Ungeheuer, der Liebes-
gott selbst, war ihr Gemahl; vor angenehmer Ueber-
raschung zitterte sie, die Lampe schwankte in ihrer Hand,