1822 -
Berlin
: Trautwein
- Autor: Goedicke, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
Kephaloö. 67
gen weiblichen Anzug bewogen, vergaß Prokris den
Verlobten und hörte den angeblichen Fremdling gern
an. Kephaloö entdekte sich ihr, und zeigte sich böse
über ihren veränderlichen Sinn, versöhnte sich aber
wieder mit ihr. Prokris, besorgt wegen seines lau,
gen Verweilens auf der Jagd, hört von einem Skla-
ven, daß ihr Mann täglich auf einen Hügel trete, und
ausrufe: O komm Nephele, 0 komm: und folgt ihn»
heimlich nach. So wie sie jene Worte hört, eilt sie auf
ihn los, er erstaunt, will sie umarmen, der Pfeil ent-
fährt dem Bogen, und durchbohrt ihr das Herz. Nach
einer andern Dichtung reiste Prokris einst nach Kreta,
wo sie den Minos durch einen Pflanzentrank von ei-
ner Krankheit heilte. Zur Belohnung schenkte er ihr
den alles ereilenden Hund und den nie fehlenden Pfeil.
Mit diesem Geschenke begab sie sich zu ihrem Gatten
zurük, ging mit ihm auf die Jagd, und besiegte ihn.
So kostbare Dinge wünschte er zu besizzen, er theilte
ihr seinen Wunsch mit, und war freudig erstaunt, als
sie sich zu erkennen gab, und er seine lange abivesende
Gattinn rvieder sah. Sie lebten nun ruhig bei einan-
der, bis die unglükliche Neugierde der Prokris ihr
Tod ward. Kephalos verbannte sich jezt selbst nach
Theben, wo er seiner Blutschuld entsündigct wurde,
und hier kam er dem Amphitry o t» zu Hülfe, u»n den
nie zu erjagenden Fuchs zu ereilen, dem alle Monat
ein Kind zum Fraß gegeben werden mußte, wenn er
nicht größeres Unheil anrtchten sollte. Lustig würde
diese Jagd gewesen sein, ein nie zu ereilender Fuchs,
und ein alles erjagender Hund, »nüssen sich ewig mit