1822 -
Berlin
: Trautwein
- Autor: Goedicke, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
90
Herakles.
naß berichtet, weder allein, noch mit einer Rinderheerds,
sondern mit einem großen Heere, um sich das Land un-
terwürfig zu machen, und hielt sich länger hier auf,
als er anfänglich gewollt haben mogte, theils weil seine
Flotte zu überwintern genöthigt war, theils wegen des
Widerstandes, den er fand. Die Ligurier hatten die
Alpen besezt und verwehrten ihm den Uebergang nach
Italien, es kam zum Kampfe, wobei des Herakles
Heer viel litt, vorzüglich wegen Mangel an Waffen
und dennoch schlug sich Herakles glüklich durch und
ging nach Ztalien über. Einige Städte, deren Be-
wohner entweder von Hellenen abstammten, oder ihm
nicht Gegenwehr leisten konnten, ergaben sich ihm frei-
willig, andere mußte er mit Gewalt dazu zwingen. Um
sein Heer immer vollzählig zu erhalten, führte er die
Bewohner der unterworfenen Städte mit sich, und
ließ sie, wenn er sie treu befunden, als Besazzung der
neuen Eroberungen zurük, welches Dionystos als eine
besondere Feldherrnklugheit an ihm rühmt. Er war
aber nicht bloß Eroberer, er gründete auch Städte, lei-
tete Flüsse ab, machte wüstes Land urbar, und legte
Landstraßen an, durch bis dahin unwegsamen Gegenden.
Herakles Thaten wurden zur Sage und entflamm-
ten die Einbildungskraft. Nur ein Göttersohn, meinte
man, könne so außerordentliches verrichtet haben, daher
erhob man den Sohn des Amphitryon zu einem Soh-
ne des Zeus, durchwebte seine wirklichen Thaten mit Fa-
beln, und dichtete ihm des Wunderbaren so viel an,
als man nur einem Göttersohne zumukhen darf, und
da man menschliche Eigenschaften im vergrößerten Maß-
stabe auf die Götter übertrug, so mußte auch Hera-
kles sich gefallen lassen, daß man ihm eine ungeheure