1868 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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Noth, denn die vorigen Könige hatten viel Geld verschwendet, und
es lag eine schwere Schuldenlast auf dem Reiche. Um die Ausgaben
zu decken, mußte man Steuern über Steuern fordern. Das Schlimmste
dabei war, daß die reichen Adligen und die begüterte Geistlichkeit
ganz steuerfrei waren, also nur der Bürger und Bauer unerhört
gepeinigt wurde. Das gemeine Volk sah ein, wie großes Unrecht
ihm dadurch geschehe, und als hier und da feurige und beredte Män-
ner auftraten, die da laut von der Gleichheit der Menschen sprachen
und von der Freiheit und von den Rechten, welche Niemandem zu
nehmen seien, so entstand eine gefährliche Gährung im Volke, die
großes Unglück drohte. In Angst wegen solcher Unordnung und in
schrecklicher Geldverlegenheit, wußten der König und die Minister
keinen andern Rath, als die Stände des Reichs aus dem Adel, der
Geistlichkeit und den Bürgern zur Berathung zusammenzurufen.
Es geschah. Doch nun entstand Zank und Streit, man schrie, tobte
und wüthete gegen einander. Die Bürger behielten die Oberhand,
und da sie meinten, den Uebeln des Landes müsse mit einem Male
abgeholfen werden, so rissen sie Alles um und um. Freiheit und
Gleichheit, das war der Lieblingsgedanke. Den Adel schaffte man
ab, die Güter der Geistlichkeit verkaufte man, wer reich war, mußte
sein Vermögen hergeben, denn Alle sollten ja gleich sein. Diejenigen
in Frankreich, welche einen solchen gesetzlosen Zustand verabscheuten,
wanderten aus dem Lande, in welchem weder Gut noch Leben mehr
sicher war. Auch der König wollte mit den Seinen davon gehen,
doch unterwegs wurde er angehalten und gefangen genommen. Man
entsetzte ihn seines Thrones, steckte ihn in's Gefängniß und nannte
Frankreich eine Republik.
Die Fürsten und Völker Europa's sahen bedenklich auf die
Franzosen hin, die Raub, Mord und Plünderung ohne Scheu be-
gingen. Endlich verbanden sich der deutsche Kaiser Franz und unser
König Friedrich Wilhelm, um das tobende Volk zur Ordnung zurück-
zuführen. 50,000 Mann Preußen brachen über den Rhein in
Frankreich ein und drangen bis auf die Straße von Paris vor.
Doch zornig griffen die Franzosen zu den Waffen, und Tausende
stellten sich freiwillig in den Heeren, welche unfern Truppen ent-
gegen gingen. Diese waren in schlechtem Zustande. Hunger und
Mangel herrschten, und Hunderte wurden von der Ruhr befallen.
Es regnete unaufhörlich, so daß die Wege grundlos waren. Unter
diesen Umständen mußten die preußischen Krieger den Rückzug an-
treten. An 12,000 Mann fanden dabei ihren Tod, und fast ohne
Schuhe, ohne Strümpfe, ohne Kleidung, ermattet und ausgehungert,
kam unser Heer am Rheine an. Die Franzosen erhoben ein großes
Jubelgeschrei und kannten in ihrem Uebermuthe keine Grenzen mehr.
Sie ließen ihren König Ludwig Xvi. hinrichten, schickten Heere