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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 61

1868 - Wesel : Bagel
61 Noth, denn die vorigen Könige hatten viel Geld verschwendet, und es lag eine schwere Schuldenlast auf dem Reiche. Um die Ausgaben zu decken, mußte man Steuern über Steuern fordern. Das Schlimmste dabei war, daß die reichen Adligen und die begüterte Geistlichkeit ganz steuerfrei waren, also nur der Bürger und Bauer unerhört gepeinigt wurde. Das gemeine Volk sah ein, wie großes Unrecht ihm dadurch geschehe, und als hier und da feurige und beredte Män- ner auftraten, die da laut von der Gleichheit der Menschen sprachen und von der Freiheit und von den Rechten, welche Niemandem zu nehmen seien, so entstand eine gefährliche Gährung im Volke, die großes Unglück drohte. In Angst wegen solcher Unordnung und in schrecklicher Geldverlegenheit, wußten der König und die Minister keinen andern Rath, als die Stände des Reichs aus dem Adel, der Geistlichkeit und den Bürgern zur Berathung zusammenzurufen. Es geschah. Doch nun entstand Zank und Streit, man schrie, tobte und wüthete gegen einander. Die Bürger behielten die Oberhand, und da sie meinten, den Uebeln des Landes müsse mit einem Male abgeholfen werden, so rissen sie Alles um und um. Freiheit und Gleichheit, das war der Lieblingsgedanke. Den Adel schaffte man ab, die Güter der Geistlichkeit verkaufte man, wer reich war, mußte sein Vermögen hergeben, denn Alle sollten ja gleich sein. Diejenigen in Frankreich, welche einen solchen gesetzlosen Zustand verabscheuten, wanderten aus dem Lande, in welchem weder Gut noch Leben mehr sicher war. Auch der König wollte mit den Seinen davon gehen, doch unterwegs wurde er angehalten und gefangen genommen. Man entsetzte ihn seines Thrones, steckte ihn in's Gefängniß und nannte Frankreich eine Republik. Die Fürsten und Völker Europa's sahen bedenklich auf die Franzosen hin, die Raub, Mord und Plünderung ohne Scheu be- gingen. Endlich verbanden sich der deutsche Kaiser Franz und unser König Friedrich Wilhelm, um das tobende Volk zur Ordnung zurück- zuführen. 50,000 Mann Preußen brachen über den Rhein in Frankreich ein und drangen bis auf die Straße von Paris vor. Doch zornig griffen die Franzosen zu den Waffen, und Tausende stellten sich freiwillig in den Heeren, welche unfern Truppen ent- gegen gingen. Diese waren in schlechtem Zustande. Hunger und Mangel herrschten, und Hunderte wurden von der Ruhr befallen. Es regnete unaufhörlich, so daß die Wege grundlos waren. Unter diesen Umständen mußten die preußischen Krieger den Rückzug an- treten. An 12,000 Mann fanden dabei ihren Tod, und fast ohne Schuhe, ohne Strümpfe, ohne Kleidung, ermattet und ausgehungert, kam unser Heer am Rheine an. Die Franzosen erhoben ein großes Jubelgeschrei und kannten in ihrem Uebermuthe keine Grenzen mehr. Sie ließen ihren König Ludwig Xvi. hinrichten, schickten Heere
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