1868 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
79
Feinden viele tausend Gefangene ab und drüngte sie so, daß sie
nur suchen mußten, nach Böhmen zurückzukehren. Aber die Wege
in den Gebirgen waren voll Schlamm und Wasser und schwer zu
passiren, die Lebensmittel fehlten, und Unordnung riß ein. Plötzlich
kam dazu noch die Nachricht, Napoleon habe seinen General Van-
damme mit 30,000 Mann von einer andern Seite abgeschickt, um
die Hauptwege in den böhmischen Gebirgen zu versperren. Dann
sollte dieser von der einen Seite die Verbündeten drängen, er wolle
von der andern Seite kommen und so das ganze Feindesheer in den
öden Bergwegen vernichten. Der Plan war schlau ausgedacht und
die Gefahr groß. Denn der wilde und tapfere Vandamme hatte
sich rasch aufgemacht, war kühn vorwärts gegangen, und es fehlte nur
noch wenig, so waren die Wege wirklich versperrt. Am 29. Aug.
kam er in dem Thale bei Teplitz an. Hier standen 8000 Mann
russische Garden. Das Häuflein war gering, aber sie wehrten sich
tapfer, und wie arg auch Vandamme tobte, er konnte nicht durch-
brechen. Doch schwächer und schwächer wurden die Russen. Da,
wie ein Retter in der Noth, sprengte unser König herbei, ermun-
terte die Russen, trieb mehrere Haufen Oesterreicher nach dem
Kampfplatze und ordnete Alles so weise, daß die Franzosen nichts
gewinnen konnten. Am folgenden Tage griff Vandamme bei Kulm
abermals an. Er hoffte, es würden recht bald quer über das Ge-
birge die Freunde zu Hülfe kommen und er dann die Feinde schlagen
können. Plötzlich erscheinen auch um Mittag oben auf dem Ge-
birge Soldaten über Soldaten. Doch nicht Freunde sind es; cs ist
der preußische General Kleist, der mit seinen tapfern Kriegern kühn
das Gebirge erklettert hat und nun wie ein Sturmwind den Fran-
zosen bei dem Oertchen Nollendorf in den Rücken fällt. Sie sind
verloren. Ueberall umzingelt, schlagen sich nur wenige durch; Van-
damme selbst wird mit 12,000 Mann gefangen. 82 Kanonen,
2 Adler und 2 Fahnen fallen den Siegern in die Hände. Das
war die Schlacht bei Kulm. Sie machte den Verlust bei Dresden
wieder gut. Und als nun die Nachricht von den andern Siegen
eintraf, da befahlen die frommen Herrscher, daß vor Allem dem
Allerhöchsten durch ein Dankfest Lob und Preis gebracht würde für
die gnädige Hülfe in dem großen Kampfe.
42. Die Schlachten bei Dennewitz und bei Wartenburg.
Napoleon war sehr verdrießlich, als er das Unglück seines treuen
Vandamme erfuhr. Ueber die Preußen tobte er ganz besonders,
denn überall, wo er geschlagen war, hatten diese das Beste gethan.
In seinem Grimme beschloß er, sich zu rächen. Er wollte Berlin
nehmen, die Stadt plündern und Gott weiß welche Grausamkeiten