1868 -
Oldenburg
: Stalling
- Autor: Stacke, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Sohn, du bist unwiderstehlich!" Diesen Ausruf nahm Alexan-
der als Las günstigste Orakel an.
Nun brach er im Jahr 334 mit einem Heer von 30,000
Fußgängern und etwas über 5000 Reitern aus. Bei seinem
Uebergang über den Hellespont goß er, wie einst Kerxes, Trank-
opfer ans und sprang dann zuerst an Asiens Küste. Hier opferte
er allen Griechischen Helden vor Troja und bekränzte das Grab
des Achilles.
Am Fluß Granitos fand Alexander ein Persisches Heer.
Um cs anzugreifen, mußte man durch den Fluß setzen, aber seine
Feldherren widerricthen ihm den Durchgang. Doch Alexander
rief: „Der Hellespont würde sich schämen, wenn wir dieses
Flüßchen fürchteten!" stürzte mit seinen Soldaten hinein, watete
glücklich hinüber, griff an, schlug die Feinde und eroberte ihr
mit vielen Kostbarkeiten ungefülltes Lager. Alexander selbst war
in Lebensgefahr gewesen. Zwei Persische Feldherren, die ihn
an dem hohen Federbusche auf dem glänzenden Helme erkannten,
eilten auf ihn zu. Er vcrtheidigte sich tapfer, doch bekam er
einen Hieb auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und als er
sich gegen denjenigen wandte, der ihm den Streich gegeben hatte,
hob schon der zweite Perser den Arm, ihm auf den entblößten
Kops den Todesstreich zu geben. In diesem Augenblick eilt K l i-
to s, ein braver Macedonier, herbei und schlug dem Perser mit
einem fürchterlichen Hiebe von hinten Arm und Schwert zur
Erde, indcß Alexander den anderen Perser erlegte.
In Folge des Sieges am Granikos ward allmählich ganz
Kleinasicn erobert. Bon der Landschaft Pisidien aus, wandte
sich Alexander nach Phrygien, wo ihn sein Feldherr Parmenio
mit einem Theile des Heeres erwartete. In der Stadt Gordipn
wurde auf der Burg der Wagen eines alten Phrygischen Königs
aufbewahrt, in welchem das Joch durch einen sehr künstlichen
Knoten von Baumbast befestigt war. Eine alte Sage ging,
daß, wer diesen Knoten löse, zum Herrn über ganz Asien be-
stimmt sei. Alexander zog sein Schwert und zerhieb den Knoten,
um zu zeigen, daß das Schicksal ihm die Herrschaft über Asien
beschieden habe. Als er hierauf Kleinasien bis an den Halys
unterworfen hatte, zog er südlich nach Cilicien.
In Tarsos, der Hauptstadt von Cilicien, verfiel Alexander
in eine gefährliche Krankheit. Er hatte mit Schweiß und Staub