1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der neueren Zeit.
Bruder Ferdinand überließ, der in Folge seiner Vermählung mit
Anna, der Tochter des Königs Ladislaus von Polen und Ungarn,
zuletzt auch die ungarische Krone an das Haus Haböburg brachte.
§ 8. Aber die habsburgischen Länder lagen weit auseinander und
bildeten keinen geschloffenen Staat, indem jedes nach seinen eigenen
Gesetzen und Rechten regiert sein wollte, so daß z. B. Spanien und
Burgund außer dem Herrscher nichts Gemeinschaftliches hatten (Perso-
nalunion). Außerordentliche Leistungen an Mannschaft und Geld waren
in den meisten habsburgischen Ländern von der Bewilligung der Stände
abhängig, und obwohl Karl V. die Tribute von Mexiko und Peru
zufloßen, so war er doch fast beständig in Geldnoth. Denn er hatte
fortwährend und mit aller Anstrengung mächtige Feinde zu bekämpfen:
Türken, das oömanische Reich war damals die erste Militärmacht der Welt,
sie drohte ganz Ungarn zu erobern und verheerte von Kraiu bis Mäh-
Nordafrika- ren die Gränzgegenden; die nordafrikanischen Raubstaaten Algier
^^staaten. ^ud Tunis machten mit ihren Flotten nicht nur das ganze Mittelmeer
unsicher, sondern suchten die spanischen und italienischen Küsten mit
Franzosen, verwüstenden Landungen heim. Frankreich war immer bereit, jede
Verlegenheit und jeden Unfall des Kaisers zu Eroberungen zu benützen,
so daß Karl V. es gewöhnlich mit Türken und Franzosen gleichzeitig
Glaubens- zu thun hatte; dazu kam endlich die Erschütterung des deutschen Reichs
spaliung. und der Kirche durch die Reformation.
Her Reichstag zu Worms (1521).
§ 9. Zur Beruhigung Deutschlands sollte der Reichstag dienen,
welcher Ende Januar in Worms zusammenkam, auf den auch Luther
unter freiem kaiserlichen Geleite geladen war, obwohl der Papst den
Bann über ihn ausgesprochen hatte. Er erschien, verweigerte aber
jeden Widerruf der in seinen Schriften aufgestellten Sätze, wenn man
ihn nicht zuvor widerlege, und kündete dem Papste den Gehorsam förm-
lich auf (18. April). Er reiste hierauf nach Sachsen zurück, wohin
ihm die Achterklärung durch den Reichstag sowie das Verbot seiner
Schriften (Wormser Edict den 8. Mai) nachfolgte; sie focht ihn jedoch
wenig an, denn sein Landesherr, Kurfürst Friedrich (der Weise) von
Ochsen-Wittenberg ließ ihn auf das Schloß Wartburg bringen, wo
er seine Bibelübersetzung begann und mehrere Streitschriften ver-
faßte. Er kehrte aber nach zehn Monaten nach Wittenberg zurück,
weil sein bisheriger Freund Carlstadt gewaltsame Neuerungen ins
Werk setzte und Straßentumulte veranlaßte, was in noch gefährlicherer
Weise auch in Zwickau durch Th. Münzer geschah. Luther machte
diesen Störungen ein schnelles Ende, denn ihm stand die fürstliche
Gewalt zur Seite, und mit dieser verbündet ging er weiter auf dem
Wege seiner Reformation.
§ 10. Der Kaiser war nach dem Schluffe des Reichstages nach
Spanien zurückgekehrt; für die Dauer seiner Abwesenheit ward ein
Das Reichs-Reichs reg im ent bestellt, das aus seinem Bruder Ferdinand als
regiment. Rei'chsvikar (Reichsverweser) und 22 Beisitzern bestand, deren acht
von dem Kaiser, die übrigen von den Reichsständen erwählt wurden;
es war bevollmächtigt über Frieden und Recht, so wie wegen der An-
fechter des christlichen Glaubens entscheidende Beschlüsse zu fassen; dem