1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Reformation in Deutschland.
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8 17. Zn der thüringischen Reichsstadt Mühlhausen hatte
Thomas Münzer, ein Geistlicher, früher Anhänger Luthers, dann
aber dessen heftiger Gegner, den Rath gestürzt und stch an die Spitze
des gemeinen Volks gestellt. Er predigte allgemeine Gleichheit und
Gütergemeinschaft, Ausrottung aller Gottlosen (d. h. aller, die nicht
zu ihm übertraten), zerstörte Kirchen, Altäre und Bilder und war
bald Meister von Hersfeld bis Erfurt. Vergeblich mahnte Luther
mündlich und schriftlich von solchem Treiben ab, man hörte ihn nicht,
worauf er die Fürsten auffordcrte, die Aufrührer auf jede Weise zu
vernichten. Dies geschah durch Philipp von Hessen, die sächstschen
Fürsten und Heinrich von Braunschweig bei Frankenhausen; Mün- 1525 am
zer wurde gefangen und nach erlittener Folter mit 24 Häuptlingen l0' a'
hingerichtet. Ueberall hielt der Henker eine furchtbare Nachlese, so daß
man die Zahl der im Kriege Umgekommenen und nach* demselben Hin-
gerichteten auf 150,000 berechnet.
§ 18. So schlugen die Fürsten den Bauernaufstand nieder; doch
waren sie selbst gegen einander in gespannten Verhältnissen, denn die
einen folgten Luthers Lehre, betrieben deren Verbreitung und griffen
auf die Kirchengüter, während die andern katholisch blieben und Maß-
regeln verlangten, welche dem Reichstagsbeschlusse von Worms ent-
sprächen. Das Reichsregiment vermochte nichts, weil ihm niemand
Folge leistete, beide Theile beschwerten sich über die Abwesenheit des
Kaisers und verdächtigten dessen Bruder Ferdinand.
Äer Äusstand der spanischen Städte (1520—1521).
§ 19. Während Karl in Deutschland die römische Königskrone
(d. h. die deutsche, denn mit der kaiserlichen krönte der Papst) empfing, war
seine spanische in großer Gefahr. Er war in den Niederlanden erzogen
worden und dort seinem Vater Philipp gefolgt, während in Spanien
noch Ferdinand der Katholische nach Jsabellas Tod über das Königreich
Aragonien herrschte und Kastilien Karls wahnsinnige Mutter
Zohanna als Königin anerkannte. Ferdinands Tod und die kluge
Entschlossenheit des Kardinals Ximenes, der Ferdinand und Zsabella Ximenes
eine lange Reihe von Jahren als Minister die wichtigsten Dienste ge- t läl7>
leistet und sich um die Größe Spaniens hochverdient gemacht hatte,
ebneten Karln den Weg zum Throne. Dafür lohnte dieser den greisen
Kardinal, der nach wenigen Wochen starb, mit schnödem Undanke und
erbitterte den spanischen Adel dadurch, daß er viele der höchsten geist-
lichen und weltlichen Stellen in Spanien mit Niederländern besetzte,
während die Städte über die großen Summen erbittert waren, welche
aus Spanien nach den Niederlanden an den Hof abfloßen. Ximenes
hatte den Adel unter die königliche Gewalt gebeugt und den Bürger-
stand in den Städten gehoben, derselbe war jedoch gegen den Adel er-
bittert, weil dieser steuerfrei und in der Ständeversammlung überwie-
gend war.
§ 20. Die Stadt Toledo regte bei dem Regentenwechsel den
Gedanken an, durch eine Verbindung aller Städte die Vorrechte
des Adels zu brechen und die Macht der Krone so weit zu beschränken,
daß sie gänzlich an den Willen der Stände oder eigentlich des Bürger--
staudes, der nach der neuen Verfassung die Nation vorherrschend ver-