Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der neueren Zeit - S. 16

1861 - Freiburg : Herder
16 Geschichte der neueren Zeit. weil sie die Kindertaufe verwarfen und nochmals tauften, hieß man sie Wiedertäufer. Dieses Wesen, zu dem Thomas Münzer den Anstoß gegeben hatte, breitete sich von Zürich, St. Gallen und Basel über Schwaben, Franken, Bayern, Thüringen und Sachsen bis in die Niederlande aus, und war mit wildem Fana- tismus und Ausschweifungen aller Art begleitet. Vergebens schrie- den, predigten und disputierten die Reformatoren, die Wiedertäufer blie- den bei ihrem Glauben, bis die weltlichen Obrigkeiten (hierin stimmten protestantische und katholische überall zusammen) die Anführer durch Schwert, Strick oder Ersäufung aus der Welt schafften und den An- hang durch etwas weniger starke Maßregeln bekehrten. s 40. Im westfälischen Münster stellten die Wiedertäufer wirk- lich eine Probe ihres heiligen Staates auf. Die Stadt hatte ihren 1532. Fürstbischof vertrieben und Luthers Lehre angenommen, entschied sich aber bald darauf für die Lehre der Wiedertäufer und wurde der Sammelplatz derselben. Man wählte Aelteste der Gemeinde, übergab ihnen alles Gold und Silber, sie aber wiesen jedem seine Arbeit an, vertheilten Gewand und Schuhe, und ordneten gemeinschaftliche Mahl- zeiten an. Sie schlugen die Angriffe der fürstbischöflichen Truppen zurück und machten kühne Ausfälle; wer aber in der Stadt gegen sie sprach, wurde hingerichtet oder vertrieben. Es gab viele vom Geiste Ergriffene jedes Alters und Geschlechts und mehr als einen Prophe- ten. Der vornehmste wurde jedoch Johann Bokhold von Ley- den, früher ein lüderlicher Musikant und Schneider, der eine Offen- barung erhielt, daß er in Münster und später überall König der Ge- rechtigkeit werden solle; er wurde in der That König in Münster und schickte zwölf Apostel aus, die aber sämmtlich festgenommen und hinge- richtet wurden. Zuletzt wurde Münster von den westfälischen Kreis- truppen eingeschlossen, ausgehungert und durch einen nächtlichen Angriff 2t. Juni mit Verrätherhilse in hartem Kampfe genommen, der König der Ge- io35. xxchtigkeit und seine ersten Diener nach grausamer Folter hingerichtet. Äic Türkennoth. § 41. Während in Deutschland die Zwietracht sich fortwährend steigerte, und Karl V. den schweren Kampf mit der französischen Macht an den Pyrenäen, dem Po und der Maas ausfocht, drangen von Osten her die Türken an der Donau so weit vor, als viele Jahrhunderte früher die Awaren, ihre Stammverwandten, deren Verwüstungen der erste Kaiser, der große Karl, so hart gestraft hatte. Mohammed Ii., ji der Eroberer Konstantinopels, ließ 1480 Rhodus vergeblich mit reg'?^ii8i großer Macht angreifen, sein Sohn Bajazet Ii. war meistens durch bis 1512. innere Unruhen beschäftigt, aber S elim I., ein nach orientalischer Weise Selim j. hochgebildeter, poetisch begabter, kriegskundiger, treuloser und blut- 6ia" 1520. dürftiger Dcspote, machte den Namen der Osmanen furchtbarer als er je gewesen. Ungarn und die anderen Gränzländer ließ er nur durch Raubzüge heimsuchen, weil er entschlossen war, vorerst seinem Reiche eine sichere Grundlage in Asien zu schaffen. Deßwegen bekriegte er zuerst das neue persische Reich, welches nach der Auflösung der 1500. Monarchie Timurs von dem persischen Scheich Ismael Sofi gegrün- det und bis Mesopotamien ausgedehnt wurde. Den Osmanen war dieses
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer