1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Reformation in Deutschland.
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Christensklaven, daher es ihnen ein Leichtes war die größten Flotten
mit Ruderknechten zu versehen; die Steuerleute und die eigentlichen
Matrosen lieferte die mosleminische Küstenbevölkerung in Europa, Asien
und Afrika, sowie freiwillig oder gezwungen die Griechen; ihre besten
Kapitäne und Flottenführer waren in der Regel Renegaten. Die
Kriegsschiffe waren mit Kanonen, meistens von schwerem Kaliber, be-
waffnet, doch wurden die meisten Seeschlachten durch Enterung und
Schwertkampf auf den Verdecken entschieden, in welchem die Türken
und Barbaresken sehr geübt waren. Die^ nord-
§ 47. Letztere, die nordafrikanischen Moslemin, hatten Ra!>bstöaten.
nicht vergessen, daß sie einst Herren von Sicilien, den Balearen und
Spanien gewesen waren, daher herrschte zwischen ihnen und den christ-
lichen Südeuropäern ein glühender Haß. Die Barbaresken lauerten
nicht nur den christlichen Handelsschiffen auf, sondern wagten auch Lan-
dungen an den Küsten, plünderten und brannten, mordeten und schlepp-
ten Gefangene in die Sklaverei; die Portugiesen, Spanier und Italie-
ner suchten sich daher der nordafrikanischen Hafenplätze zu bemächtigen,
wodurch die Marine der Barbaresken vollständig vernichtet worden
wäre. In der That hatten die Portugiesen Ceuta, die Spanier
Oran, Algier und Tripoli erobert und Karl V. das wichtige
Malta den aus Rhodus vertriebenen Johannitern eingeräumt,
aber die Sultane S elim und So ly man unterhielten nicht nur große
Flotten, sondern unterstützten auch die Seeräuber so nachdrücklich, daß diese
größere Unternehmungen wagen konnten. Die kühnsten Korsarenführer
waren damals zwei Renegaten aus Lemnos, die Brüder Horuk und
Haireddin Barbarossa, die Algier und Tunis durch Gewalt
und Verrath eroberten und so förmliche Raubstaaten gründeten.
Daher leitete Karl V. 1534 persönlich eine wohlausgerüstete Unterneh-
mung gegen Tunis, schlug Haireddins Landmacht, eroberte Tunis sowie
die Hasenfestung Goletta, befreite 20,000 Christensklaven und setzte
den von den Renegaten vertriebenen Fürsten als seinen Vasallen wieder
in den Besitz von Tunis.
Französischer Krieg (1536—1538).
Z 48. König Franz unterhielt mit den deutschen Protest an- Verbindung
ten eine ununterbrochene Verbindung, obwohl er die französi- Protestanten
schen Protestanten mit Feuer und Schwert verfolgte; wie Venedig er-mit v. Fran-
munterte auch er die ungarische Rebellion und schloß endlich mit Sul- rosenkönig.
tan Solyman ein förmliches Bündniß. Die Unternehmung des Kai-
sers gegen Tunis benutzte er um den Herzog von Savoyen zu über-
fallen, und als der letzte Sforza in Mailand starb, erneuerte er seine
Ansprüche auf die Erbschaft und damit den Krieg. Karl V. vertrieb
die Franzosen aus Oberitalien, aber sein Einsall in das südliche Frank-
reich mißlang vollständig. Die verwüstenden Landungen, welche die
türkischen Seeräuber, die Bundesgenossen der Franzosen, an den Küsten
Unteritaliens ausführten, bewogen jedoch Papst Paul Iii., welcher
sonst Karls V. Uebermacht in Italien mit sehr ungünstigen Augen an-
sah, zu Nizza einen Frieden zu vermitteln, in welchem die beiden Friede von
Gegner den damaligen Besitzstand gegenseitig anerkannten. Nizza 1538.
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