1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der dreißigjährige Krieg.
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K 144. Im Hochsommer 1620 führten Max und sein Feldherr
Johann Tzerklas, Graf von Tilly (ein Niederländer aus Bra-
bant, geb. 1559), das gegen 30,000 Mann starke Heer der Liga nach
Oberösterreich. Sie unterwarfen dasselbe ohne Mühe, drangen
hierauf in Böhmen ein und schlugen am 8. November Friedrichs
Heer, das auf dem weißen Berge bei Prag sich verschanzt hatte,
nach kurzem Widerstande so vollständig, daß Friedrich aus Böhmen floh,
und da er weder in Sachsen noch in Brandenburg Aufnahme fand,
nach Haag in Holland entwich. Denn Schlesien hatte der Kurfürst
von Sachsen besetzt, und aus den spanischen Niederlanden hatte der große
spanische Feldherr Spinola ein Heer in die Rh ein Pfalz geführt
und dieselbe mit Ausnahme weniger Städte erobert. Ferdinand Ii. ver-
nichtete die Privilegien des Majestätsbriefes und Vergleichs, bestrafte die
Anführer des Aufstands mit dem Tode oder mit Einziehung ihrer Güter,
vertrieb die protestantischen Prediger und ließ den Anhängern der Re-
formation nur die Wahl zwischen Rücktritt zum katholischen Glauben
oder Auswanderung. Bethlen Gabor machte 1621 Frieden, brach
ihn aber später wiederholt, übrigens ohne mit den Feinden des Kaisers
ein festes Bündniß einzugehen.
Der Krieg am Neckar, Rhein und Main (1621—1623).
K 145. Mansfeld hatte bei Prag nicht mitgefochten, denn
Friedrich war ihm nicht gewogen; er hielt sich noch einige Zeit in
Böhmen, brach dann plötzlich nach der Ob erpsalz durch und 1621.
zog von Tilly verfolgt durch die Bisthümer Bamberg und Würz-
burg nach Mannheim, ging über den Rhein und zwang die Spa-
nier die Belagerung von Frankenthal aufzuheben, denn Spinola
hatte mit der Hauptmacht in die Niederlande zum Kriege mit den Hol-
ländern abrücken müssen. Mansfeld verwüstete hieraus die Bisthümer
Worms, Speyer und Straßburg, nahm seine Winterquartiere
im Elsaß und in Lothringen und warb mit holländischem und
englischem Gelde (Friedrich von der Pfalz war Schwiegersohn des
englischen Königs Jakob I.) neue Schaaren, während Tilly Heidel-
berg belagerte.
8 146. Im Frühjahr 1622 zog Mansfeld bei Germersheim
über den Rhein und vereinigte sich mit dem Heere des Markgrafen
Georg Friedrich von Baden-Durlach, eines eifrigenunionisten,
welcher für die Sache Friedrichs ein Heer geworben hatte. Allein sie
trennten sich wieder, worauf Tilly den Markgrafen bei Wimpfen o.mai 1622.
vollständig besiegte, Mansfeld aber sich in das Hessische wandte, um
den Herzog Christian von Braunschweig zu erwarten. Dieser
Prinz war Administrator des Bisthums Halber st adt, d. h. er
bezog die Einkünfte des ehemaligen Bisthums, nannte sich selbst
Gottes Freund und der Pfaffen Feind, hatte wie Mausfeld ein Heer
geworben, plünderte die Bisthümer Münster und Paderborn aus
und zog mit seinen Schaaren dem Main zu. Tilly überraschte ihn
aber bei Höchst und schlug ihn mit einem Verluste von 12,000 Mann; 20. 3uni
Mansfeld nahm den Geschlagenen mit dem Ueberreste seines Heeres 1622-
auf, dann zogen beide über den Rhein, durch das Elsaß nach Lothringen,
schlugen sich bei Fleurus, wo ihnen ein spanisches Heer den Weg