1861 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der neueren Zeit.
Ludwig Xiv. als Selbstherrscher.
§ 208. 93? a ja rin starb 1661 und hinterließ seinen Verwandten
ein fabelhaftes Vermögen, nach seinem Tode aber nahm der König die
Zügel der Herrschaft selbst in die Hand. Seinen Herrscherberuf beur-
kundete er durch die Wahl seiner Diener. Sein Finanzminifier Kol-
bert (1661—1683) gab dem Gewerbsteiße und Handel Frankreichs
einen großartigen Aufschwung und schaffte, ohne das Land mit
Steuern zu überbürden, die ungeheuren Summen bei, welche für die
vielen Kriege, die Bestechung der fremden Minister und Feldherren sowie
für den Aufwand des Hofes nothwendig waren. Der Kriegsminister Lou-
vois stellte dem Könige gut ausgerüstete und schlagfertige Heere zur
Verfügung, der Prinz Konde, der Marschall Turenne und Luxem-
burg gaben der französischen Kriegführung eine langdauernde Ueberle-
genheit, der Ingenieur Vauban versah Frankreich mit einem Gürtel
starker Festungen, und zugleich kämpften die Admirale Du Ouesne,
Tourville und Bart mit den Engländern und Holländern um die
Herrschaft der Meere.
Krieg gegen Spanien (1667—1668). Aachener Friedc (2. Mai 1668).
§ 209. Nach dem Tode Philipps Iv. von Spanien verlangte Lud-
wig im Namen seiner Gemahlin, einer spanischen Prinzessin, die Nie-
derlande als Erbe und eroberte fast ohne Schwertstreich die Franche-
komts und eine Reihe niederländischer Festungen, wurde aber durch
Die Triple- das holländisch-englisch-schwedische Bündniß zu dem Frieden von Aachen
allianz. bestimmt, welcher ihm nur ein Stück von Flandern mit den Städten
Charleroi, Ath, Oudenarde, Douay, Tournay und Lille
(Ryssel) ließ.
Krieg gegen Holland (1672).
§210. Holland war damals die erste Geldmacht und trotz eini-
ger Niederlagen durch die Engländer noch immer die erste Seemacht, daher
im Stande die Entwürfe Ludwigs Xkv. zu stören, wie es durch die
Tripleallianz bewiesen hatte. Die Folge davon war eine große Er-
bitterung Ludwigs gegen die Holländer, die er ohnedies als Republika-
ner haßte; er leitete jedoch alles mit größter Vorsicht ein, um sie desto
sicherer zu verderben. Als Bundesgenossen erkaufte er den englischen
König Karl Ii. mit mancher Million, um geringeren Preis den Erzbi-
schof von Köln und den Bischof von Münster; die meisten deutschen
Fürsten waren seine Pensionäre, selbst von den Räthen und Generalen
des Kaisers standen einzelne in seinem Solde. Daher konnte er 1670
den Herzog von Lothringen ohne Umstände verjagen und 1672 mit
einem Heere von 120,000 Mann über kölnischen Boden in Holland
einfallen.
§ 211. Hier hatten die aristokratischen Republikaner unter der
Führung der Brüder Johann und Kornelius de Witt über das
Haus Oranien, welches nach der Monarchie strebte, die Oberhand ge-
1667. wonnen und durch das sogenannte ewige Edikt die Statthalterwürde
für immer abgeschafft. Aber die Republikaner hatten für einen Land-
krieg wenig Vorsorge getroffen; die Festungen waren nicht im Ver-