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1. Neuere Geschichte - S. 56

1861 - Leipzig : Brandstetter
56 Afterlehn Oestreichs, so daß er unmittelbar von Oestreich abhing, besitzen sollte. Ulrich regierte von nun an mit weiserem und gerechterem Sinne, und führte die Reformation in Würtemberg ein. Eben so eigenmächtig, wie die Vertreibung und Einsetzung des Herzogs Ulrich gewesen, war die Vertreibung Herzogs Heinrich von Braun- schweig im Jahre 1542. Dieser Fürst, ein leidenschaftlicher Mann, ver- folgte mit hartnäckiger Erbitterung das Lutherthum und gab nicht minder durch seinen Lebenswandel der Welt großes Aergerniß. Zuerst kam es zwischen ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich, der seinem Vater Johann dem Beständigen im Jahre 1532 nachgesolgt war, zu einem öffent- lichen Schriftwechsel, in welchem es nicht an Schmähungen fehlte. Als er unter Anderem an den Kurfürsten schrieb: „Luther gebrauche ihn nur zum Hanswurst", ergriff auch Luther die Feder und schrieb das bekannte Buch: „Wider Hans Worst", welches, eben so heftig wie des Gegners Schriften, nur durch die aufgeregte Zeit erklärt und entschuldigt werden kann, in der es geschrieben wurde. Da nun Herzog Heinrich die freien Reichsstädte Goslar und Braunschweig dafür, daß sie dem Schmal- kaldischen Bunde beigetreten waren, hart bedrängte und weder auf die Ab- mahnungen des Kammergerichtes, noch auf König Ferdinand hörte, fiel der Schmalkaldische Bund im Jahre 1542 mit 19,000 Mann in die Braunschweigischen Lande ein, jagte den Herzog in die Flucht und behielt sein Land trotz der Abmahnung des Kammergerichts in Besitz. Herzog Heinrich eroberte es sich zwar drei Jahre darauf mit Soldaten, die er für König Franz I. geworben hatte, zurück, wurde aber von dem Land- grafen Philipp und dem Kurfürsten von Sachsen bei Nordheim umzingelt, und mußte sich, da er kein Treffen wagen wollte, gefangen ge- den, worauf ihn der Landgraf auf die Festung Ziegenhain unter strengen Gewahrsam setzte. Kaiser Karl V. war genöthigt, dies Alles geschehen zu lassen. Wie viel solche Nachgiebigkeit seinem stolzen Herrschersinn kosten mochte, das wußte Niemand. Er verlangte blos, daß dem Herzoge ritter- liche Haft gegeben würde. Während Karl seine politischen Pläne mehr und mehr scheitern sah, lag ihm der Papst mit den deutschen Bischöfen und katholischen Reichs- fürsten hart an, der um sich greifenden Reformation ein endliches, festes Ziel zu setzen. Clemens Vii. war gestorben (25. September 1534) und Paul Iii. war ihm in der päpstlichen Würde gefolgt — ein Kirchen- sürst, der ganz wie seine Vorgänger der vielfach vom Kaiser angeregten Forderung, ein Koncil zu veranstalten, ausznweichen wußte, von glühendem Hasse gegen die evangelische Lehre und deren Bekenner erfüllt war und jede friedliche Ausgleichung der streitigen Religionssache zu verhindern suchte. Um sich den Schein zu geben, als ob es ihm mit der Koncilien- sache Ernst sei, sandte er seinen Legaten Vergerius nach Deutsch- land, welcher die Verhandlungen über das Koncil in solcher Weise be- treiben sollte, daß die Versammlung in einer deutschen Stadt umgangen
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