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1. Neuere Geschichte - S. 60

1861 - Leipzig : Brandstetter
60 vertrauteren Freunde zu Gaste; als das Mahl geeudigt war, bat er sie, im Vorgefühle der großen Gefahr, welche der Sache des Evangeliums drohte: „ja standhaft zu harren!" „So lang' ich lebe", sprach er, „wird's, ob Gott will, keine Gefahr haben und guter Friede in Deutschland bleiben; wenn ich aber sterbe, so betet! es wird wahrlich Betens brauchen und unsere Kinder werden müssen nach den Spießen greifen und wird in Deutschland übel stehen. Das Koncilium zu Trient ist uns sehr gram und will uns überaus übel, darum sage ich, betet fleißig nach mei- nem Tode!" Im Anfänge des Jahres 1546 fuhr er mitten im Winter, obwohl sehr leidend, nach Eisleben, wohin ihn die Grafen von Mansfeld, seine ehemaligen Landesherren, zu kommen gebeten hatten, um einen Familien- zwist zu schlichten. Da hatte Frau Katharina großen Kummer. Luther aber schrieb ihr folgenden Brief: „Meiner lieben Hausfrauen Katherin Lutherin, Doctorin, Selbs- martyrin zu Wittenberg, meiner gnädigen Frauen zu Händen und Füßen. Gnad' und Fried' im Herrn. Liese, du liebe Käthe, den Johannem und den kleinen Catechismum, davon du einmal sagtest: es ist doch alles in dem Buche von mir gesagt. Denn du willst sorgen für deinen Gott, gerade als wäre er nicht allmächtig, der da könnte zehn Doctoren Mar- tinus schaffen, wo der einige alte ersöffe in der Saal oder im Ofenloch oder auf Wolfes*) Vogelherd. Laß mich in Frieden mit deiner Sorge, ich habe einen bessern Sorger, denn du und alle Engel sind. Der liegt in der Krippen zu Bethlehem, aber sitzet gleichwohl zur rechten Hand Gottes des allmächtigen Vaters. Darum sei in Frieden. Amen." In einem andern Briefe schreibt er beinahe unwillig über ihren Kleinmuth: „Ich sorge", schreibt er, „wo du nicht aufhörst zu sorgen, es möchte uns zuletzt die Erde verschlingen und alle Elemente verfolgen. Lehrest du also den Catechismum und den Glauben? Bete du und laß Gott sorgen, es heißt: wirs deine Anliegen aus den Herrn, der sorget für dich, Pf. 55, und viel mehr Orten." Katharina hatte aber nicht umsonst gesorgt, denn was sie befürch- tete, traf ein. Schon unterwegs setzten ihm Beklemmungen und Ohn- mächten heftig zu, und in Eisleben nahm das Nebel mit jedem Tage mehr überhand, bis ihn endlich heftige Brustschmerzen auf's Lager warfen. Am 18. Februar gegen Abend sprach er zu Dr. Jonas, der mit ihm gekommen war: „Es wäre doch sonderbar, wenn ich hier in Eisleben, wo ich getauft wurde, auch sterben sollte; doch wie Gott will." Er legte sich dann zur Ruhe, wachte aber gegen 1 Uhr wieder auf, und klagte über zunehmende Beklemmung. Darauf kam vr. Jonas und seine drei Söhne, *) Wolf Sieberger war Luther's Diener, der einst sich einen Vogelherd einrich- tete, wogegen Luther eine launige Klagschrift der Vögel aufsetzte.
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