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1. Neuere Geschichte - S. 67

1861 - Leipzig : Brandstetter
67 verlassen; auf das Zureden des Herzogs Moritz, seines Schwiegersohnes, und des Kurfürsten von Brandenburg, die Versicherung der kai- serlichen Gnade für ihn erhalten hatten, ergab er sich zu Halle, doch so, daß ihm die persönliche Freibeit in keiner Weise geschmälert sein sollte. Der Kaiser war unredlich genug, eine Fälschung seiner^Rätbe gut zu hei- ßen und den Landgrafen in Haft zu behalten. In Spanien war dies nichts Ungewöhnliches; es war aber das erste Mal, daß man den Kaiser einer offenbaren Wortbrüchigkeit zeihen durste. Rachedurst und Siegeslust nahmen seine Seele ein. Man hatte ihn lange nicht so vergnügt gesehen, als an dem Tage, wo es ihm gelungen war, Philipp von Hessen zur Haft zu bringen. Vergebens berief sich Herzog Moritz auf das kai- serliche Versprechen; diesmal war Karl unerbittlich. Er stand jetzt auf dem Gipfel seiner Macht. Alles beugte sich vor ihm. „Es war wieder einmal ein Oberhaupt von durchgreifender Macht in Deutschland." Doch nicht lange sollte sich der Kaiser seines Sieges in Ruhe erfreuen, denn schon drohte ein neuer Zwist mit dem Papste. Paul Iii. verlegte das Koncil von Trient nach Bologna (März 1547) und zog seine Truppen aus Deutschland zurück. Karl war hierüber sehr erbittert und veranstaltete einen neuen Reichstag zu Augsburg (Januar 1546), um über die Mittel zu berathschlagen, durch welche der Religionsstreit in Deutschland auch ohne Koncil beigelegt werden könnte. Der Reichstag stellte es in des Kaisers Ermessen, die nöthigen Mittel zu ergreifen, um „bis zur amtlichen Erörterung des gemeinen Koncils die Religionssache christlich anzustellen," und den Frieden nicht weiter zu gefährden. Auf seinen Befehl wurde nun durch katholische und protestantische Theologen das sogenannte Interim, d. h. die Erklärung, wie er es bis zur endlichen Entscheidung des Konciliums mit der Religion gehalten wissen wollte, verfaßt und als kaiserliche Anordnung bekannt gemacht. Dieses „Augsburger Interim" erregte große Bewegungen in ganz Deutsch- land; besonders heftig erklärten sich mehrere Reichsstädte dagegen, weshalb gegen sie die Reichsacht ausgesprochen wurde. Mochte nun der Uebermuth der Spanier und die schmachvolle Behandlung deutscher Fürsten durch den Kaiser den Kurfürsten Moritz aufgereizt haben, oder waren ihm erst jetzt des Kaisers Pläne zu einer Universalmonarchie klar vor die Seele getreten, genug, er begann, von Karl sich abzuwenden, und ließ auch das Interim in seinem Lande nicht einführen. Der Kaiser hatte freilich Ursache, ihn zu schonen und ließ ihm diesen Widerspruch hingehen; er trug ihm aus, die widerspenstige Stadt Magdeburg zu belagern; der Kaiser baute zu sehr auf seine eigene Klugheit, als daß er an eine Ueberlistung geglaubt hätte, und Moritz, schlau, geheimnißvoll und Meister in der Verstellung, wußte den Argwohn, der in Karl's Gemüthe auftauchen mochte, zu zerstreuen; unter äußerer Fröhlichkeit verbarg er seine großen Pläne. Wahrend dieser Bewegungen starb Papst Paul Iii. (1549). Sein Nachfolger Julius 111. ging wenigstens insofern aus den Willen des 5*
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