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1. Neuere Geschichte - S. 119

1861 - Leipzig : Brandstetter
119 seiner Bilder verkennen, von welchen eine reiche Sammlung in Basel vor- handen ist. Lucas Cranach, geboren 1472 und „Cranach" nach seinem Ge- burtsorte Cronach im Hochstifte Bamberg genannt, lebte in Wittenberg, wo er seines biedern Charakters und seiner Klugheit wegen zum Bürger- meister (1537) gewählt wurde. Seine Gemälde und Holzschnitte haben das volle Gepräge der Wahrheit, und besonders wußte er deu weiblichen Figuren einen eigenthümlichen Ausdruck von Unschuld, stiller Innigkeit und jungfräulicher Anmuth zu verleihen. In vielen alten Kirchen der jetzigen preußischen Provinz Sachsen, z. B. in Wittenberg, Naumburg, Torgau, Mansfeld, Merseburg und Nordhausen, hat er seinem Ruhme durch Altargemälde Denkmäler gesetzt. Außerdem finden sich Gemälde von seiner Hand in den Kirchen und Gallerten in Berlin, Dresden, Glogau, Innsbruck, Leipzig und Nürnberg. Er war Luther's innigster Freund und eifrig beflissen, dessen Verfolger und Feinde mit satyrischen Zeichnungen zu verspotten. Die Kurfürsten von Sachsen liebten ihn, und er vergalt diese Anhänglichkeit mit unverbrüchlicher Treue. Als Lucas Cranach mit Johann Friedrich nach der Schlacht bei Mühlberg ge- fangen wurde, ließ Kaiser Karl V. ihn vor sich kommen, und indem er sich erinnerte, daß Lucas ihn dereinst in Brüssel, als er noch Knabe war, gemalt habe, hieß er ihn, sich eine Gnade auszubitten. Da fiel der alte Mann auf seine Kniee und bat mit weinenden Augen um die Freilassung seines gefangenen Herrn. Der Kaiser war gerührt und sprach: „Du wirst hören, daß ich Deinem Herrn werde Gnade widerfahren lassen." Auf die Einladung des Kaisers, künftig an seinem Hofe zu leben, erwi- derte der alte Meister: „Wie könnte ich jetzt von dem Fürstenhause, wo ich 54 Jahre in frohen Zeiten gelebt habe, in den Tagen der Trübsal weichen?" Er bat sich vielmehr die Erlaubniß aus, seinem gefangenen Herrn folgen zu dürfen. Karl bewilligte es, und sandte ihm eine silberne Schale voll Dukaten. Lucas nahm nicht mehr davon, als er mit zwei Fingern fassen konnte, und ließ dem Kaiser höflich danken. Er blieb nun bei dem Kurfürsten Johann Friedrich und erlebte den Tag seiner Be- freiung, worauf er mit dem Fürsten nach Jena zog und bald darauf (1553), 81 Jahre alt, sauft und selig verschied. Albrecht Dürer (1471 —1548), ein ernster, tief denkender Künstler, gleich Lucas Cranach der evangelischen Lehre von Grund des Herzens ergeben, voll Reichthum der Ideen und Phantasie, unvergleich- lich in der zartesten Feinheit und Gewissenhaftigkeit, mit welcher er seine Gemälde ausführte. Historisch-biblische Darstellungen und Portraits wurden von ihm mit gleicher Liebe ergriffen. Seine edle Vaterstadt, das kunstsinnige Nürnberg, besitzt mehrere seiner vorzüglichsten Werke, und hält das Andenken des großen Künstlers und Mitbürgers in hohen Ehren.
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