1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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heit und Beredsamkeit gelang es ihr jedoch, einige edle Schotten, Murr ah's
Feinde, zu gewinnen, die sie in Freiheit setzten und ein ansehnliches Heer
zusammenbrachten, um sie auf's Neue mit der Krone zu schmücken. Allein
Murray besiegte und zerstreute sie in einem blutigen Treffen. Maria
floh jetzt in ihrer äußersten Bedrängniß (1568) nach England und bat die
Königin Elisabeth in einem rührenden Briefe um Aufnahme. Sie wurde
bald nach ihrer Ankunft aus Anrathen der englischen Großen auf das
Schloß Bolton gebracht und ihr angekündigt: Elisabeth wolle sie in
ihr Reich einsetzen, wenn sie sich von der Beschuldigung, an dem Morde
ihres Gemahles Antheil gehabt zu haben, würde reinigen können. Man
ertheilte ihr die Erlaubnis sich nach ihrem Gefallen Sachwalter zu wäh-
len; Murray aber kam nach England, um ihre Schuld zu beweisen, und
die Sachwalter thaten nichts, ihre Königin vom Verdachte zureinigen; sie
sprachen blos von Unterhandlungen.
Indessen lag es in der Politik Englands, die unglückliche Maria nicht
freizulassen, da es immerhin eine Möglichkeit war, daß ihre Ansprüche auf
den englischen Thron durch die Katholiken in und außer dem Lande in der
Folge geltend gemacht werden konnten. Ja, es handelte sich möglicherweise
um den Sturz Elisabeth's, gegen welche Papst Pius V. den Kirchen-
dann ausgesprochen und ihre Uuterthanen vom Eid der Treue entbunden
hatte. Man sprach von gedungenen Mördern, die ihr nach dem Leben
strebten, und häufige Verschwörungen englischer Katholiken störten die
öffentliche Ruhe. Alle diese Ereignisse mußten den Haß der Protestanten
in England gegen Maria vermehren; man erklärte im Parlamente: zur
Erhaltung des Protestantismus und zur Sicherheit Elisabeth's sei der
Tod der Königin von Schottland, der Mörderin ihres Gemahls, noth-
wendig. Elisabeth zögerte, und Maria Stuart blieb nicht weniger
als neunzehn Jahre lang auf verschiedenen Schlössern gefangen.
Als im Jahre 1572 die fürchterliche Bluthochzeit in Paris Schrecken und
Entsetzen verbreitete, und nach dieser Zeit in den Niederlanden Tausende von
Protestanten hingerichtet wurden, erhob sich das Geschrei des Volkes lauter
und dringender, an der papistischen Königin Rache zu nehmen. Im Jahre
1587 wurde eine neue Verschwörung gegen Elisabeth entdeckt und als
die Theilnehmer an dem Verbrechen ihre Verbindung mit Maria gestan-
den, ließ die Königin, gedrängt von den Staatsräthen, durch den Staats-
sekretair Davi son das Todesurtheil aufsetzeu, und gab es ihm, von ihr
unterzeichnet, mit dem zweideutigen Befehle, es bei sich zu behalten, damit
es bereit sei, wenn sich in dieser bedenklichen Zeit Gefahr zeige. Da vi son
gab die Schrift den Grafen Shrewsbury und Ke nt, welche, den
Wunsch der Königin Elisabeth, Maria todt zu wissen, und ihre Scheu vor
einem öffentlichen Urtheil wohl kennend, die Verantwortung auf sich neh-
men zu müssen glaubten. Sie begaben sich nach Fotheriughay, wo Maria
Stuart gefangen war, um der Unglücklichen das Todesurtheil anzukün-
digen. Maria Stuart, die durch die lange Gefangenschaft für ihre