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1. Neuere Geschichte - S. 289

1861 - Leipzig : Brandstetter
289 wesentliche Dienste leisteten, waren für das Wohl ihres eigenen Landes viel weniger bedacht als für den Glanz und die Behaglichkeit ihrer eigenen Person; sie waren die Ersten, welche in Deutschland das verderbliche Beispiel König Ludwig's Xiv. und dessen schwelgerisches Hofleben in Versailles nachahmten, zum großen Verderben ihres Volkes. Dadurch litt der Wohlstand des Landes, die biedere Gesinnung des Adels und die Reinheit der Sitten in den unteren Ständen. Dies mußte aus das Entschiedenste hervortreten, als Kurfürst Friedrich August auf den königlichen Thron Polens gelangte. In diesem letzteren Reiche war nach dem Absterben des Hauses Wasa das Wahlrecht der Nation eingetreten. Kriegerische Könige, wie Michael Koribut und Johann Sobieski, bestiegen den Thron; vorzüglich war es der zuletzt genannte, welcher den Ruhm seiner Krone durch glänzende Siege über die Türken, die über die Moldau bis an die polnische Grenze vor- gedrungen waren, und durch den glorreichen Entsatz von Wien verherr- lichte. Nach Sobieski's Tode im Jahre 1697 wurde nach langen und stürmischen Berathnngen im Reichstag Kurfürst August Ii. von Sachsen zum König von Polen erwählt, mit der Bedingung, daß er zur katho- lischen Kirche übertrete. Die Verwirrung und unwürdige Haltung der polnischen Reichstage aus dieser Zeit ist sprüchwörtlich geworden. „Die Polen", sagte der französische Gesandte, Bischof von Beziers, „treten ans die Seite dessen, der sie am besten bezahlt, und einen Thalcr heute em- pfangen, um trinken zu können, ist ihnen lieber, als tausend Güter, die man ihnen einen Monat später zusichert. Kein lebendiger Mensch kann für den Ausgang verantwortlich sein. Weder die Maßregeln der Mächte, noch die Unterhandlungen der Gesandten werden den König von Polen machen, sondern Zufall, Eigensinn und Bestechung." So hatte auch der Kurfürst von Sachsen diese Krone im eigentlichsten Sinne des Wortes gekauft. Die Bestechung der Deputirten hatte ihm große Summen gekostet und der Republik mußte er gleich nach der Wahl 1,666,666 Thaler anszahlen; dessenungeachtet war seine Macht nach allen Seiten hin eine so beschränkte, daß er für seinen Uebertritt, durch den er sich die Herzen seines eigenen biedern Volkes entfremdete, für sein Geld und für andere große Opfer, die er brachte, nur wenig mehr als die Ehre des Königsnamens erlangte. Aber auch diese Ehre wurde ihm bald bestritten, als der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte, einen Einsall in das Königreich Polen machte, und einen Theil der Stände im Jahre 1705 veranlaßt, den Starosten Stanislaus Lesczynski zum König von Polen auszurusen; dann fiel der kriegerische Schweden- könig in das Erbland König August's ein und nöthigte ihn, dahin zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines Gegners und mußte die polnische Krone an Stanislaus abtreten. Erst nachdem Karl Xii. im Jahre 1709 von den Russen bei Pultawa geschlagen worden war, gelang es ihm, den polnischen Thron wieder Oeser's Weltgeschichte. 111. 5. Ausl. 19
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