1861 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weber, Georg, Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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wesentliche Dienste leisteten, waren für das Wohl ihres eigenen Landes
viel weniger bedacht als für den Glanz und die Behaglichkeit ihrer eigenen
Person; sie waren die Ersten, welche in Deutschland das verderbliche
Beispiel König Ludwig's Xiv. und dessen schwelgerisches Hofleben in
Versailles nachahmten, zum großen Verderben ihres Volkes. Dadurch litt
der Wohlstand des Landes, die biedere Gesinnung des Adels und die Reinheit
der Sitten in den unteren Ständen. Dies mußte aus das Entschiedenste
hervortreten, als Kurfürst Friedrich August auf den königlichen Thron
Polens gelangte.
In diesem letzteren Reiche war nach dem Absterben des Hauses Wasa
das Wahlrecht der Nation eingetreten. Kriegerische Könige, wie Michael
Koribut und Johann Sobieski, bestiegen den Thron; vorzüglich war es
der zuletzt genannte, welcher den Ruhm seiner Krone durch glänzende Siege
über die Türken, die über die Moldau bis an die polnische Grenze vor-
gedrungen waren, und durch den glorreichen Entsatz von Wien verherr-
lichte. Nach Sobieski's Tode im Jahre 1697 wurde nach langen und
stürmischen Berathnngen im Reichstag Kurfürst August Ii. von Sachsen
zum König von Polen erwählt, mit der Bedingung, daß er zur katho-
lischen Kirche übertrete. Die Verwirrung und unwürdige Haltung der
polnischen Reichstage aus dieser Zeit ist sprüchwörtlich geworden. „Die
Polen", sagte der französische Gesandte, Bischof von Beziers, „treten ans
die Seite dessen, der sie am besten bezahlt, und einen Thalcr heute em-
pfangen, um trinken zu können, ist ihnen lieber, als tausend Güter, die
man ihnen einen Monat später zusichert. Kein lebendiger Mensch kann
für den Ausgang verantwortlich sein. Weder die Maßregeln der Mächte,
noch die Unterhandlungen der Gesandten werden den König von Polen
machen, sondern Zufall, Eigensinn und Bestechung."
So hatte auch der Kurfürst von Sachsen diese Krone im eigentlichsten
Sinne des Wortes gekauft. Die Bestechung der Deputirten hatte ihm
große Summen gekostet und der Republik mußte er gleich nach der Wahl
1,666,666 Thaler anszahlen; dessenungeachtet war seine Macht nach allen
Seiten hin eine so beschränkte, daß er für seinen Uebertritt, durch den er
sich die Herzen seines eigenen biedern Volkes entfremdete, für sein Geld
und für andere große Opfer, die er brachte, nur wenig mehr als die Ehre
des Königsnamens erlangte. Aber auch diese Ehre wurde ihm bald
bestritten, als der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte,
einen Einsall in das Königreich Polen machte, und einen Theil der Stände
im Jahre 1705 veranlaßt, den Starosten Stanislaus Lesczynski
zum König von Polen auszurusen; dann fiel der kriegerische Schweden-
könig in das Erbland König August's ein und nöthigte ihn, dahin
zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines
Gegners und mußte die polnische Krone an Stanislaus abtreten.
Erst nachdem Karl Xii. im Jahre 1709 von den Russen bei Pultawa
geschlagen worden war, gelang es ihm, den polnischen Thron wieder
Oeser's Weltgeschichte. 111. 5. Ausl. 19