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1. Neuere Geschichte - S. 436

1861 - Leipzig : Brandstetter
436 Masse erheben werde. Durch die Errichtung eines Landsturmes suchte man das Interesse sür einen allgemeinen Krieg zu erwecken. Oestreichs talentvollster Feldherr, Erzherzog Karl, trat an die Spitze der Armee. Friedrich Schlegel (Hossekretär) und der vielberühmte und berüchtigte Diplomat Gentz verfaßten Proklamationen, die, wenngleich in ihrer wort- reichen Begeisterung noch an der alten phrasenhaften Kabinetspolitik lei- dend, von der sie ausgingen, doch als kräftiger Same auf guten Boden fielen für eine spätere gesegnete Saat. Im Frühling 1809 erfolgte die Kriegserklärung. Erzherzog Karl, „der Stolz Deutschlands", schon zweimal Oestreichs Retter, führte die Armeen in Deutschland, sein trefflicher Bruder, Erzherzog Johann, in Italien, der ritterliche Erzherzog Ferdinand von Modena stand in Polen den Russen gegenüber, die als Frankreichs zweideutige Bundes- genossen schon jetzt ihre Sympathien für die deutsche Sache durch Zögern und Unthätigkeit zu Napoleon's großem Verdrusse kund gaben. Den- noch, obgleich der Kamps von Seiten Oestreichs ein anderer war — nicht umsonst hatten sie bei Ulm und Austerlitz so theures Lehrgeld gegeben — war noch immer gegen Napoleon's Siegesgestirn kein Aufkommen. Während das große östreichische Heer nach fünftägigem Kampfe bei Eck- mühl und Regensburg weichen mußte, während die deutschen Könige von Baiern und Würtemberg und die übrigen Fürsten des Rheinbundes gegen Oestreich zu Felde zogen, warfen die Tyroler unter Andreas Hofer und Speckbacher die Baiern aus ihrem Lande. Napoleon aber drang unaufhaltsam vor; nach einem kurzen Bom- bardement nahm er die Hauptstadt Wien am 10. Mai 1809 zum zweiten Male ein. Nun lähmte der Schrecken ,.am^)ie Muthigsten; die Gefahr war aufs Höchste gestiegen. Jetzt abewammum ersten Male ward Na- poleon, der am 21. und 22. Mai bei der Insel Lobau über die Donau setzte, von dem Erzherzoge Karl bei Aspern und Eßling in einer- mörderischen Schlacht besiegt und über den Fluß zurückgeworfen. Wurden auch die Folgen dieses großen Sieges durch die Niederlage der ungarischen Insurrektion bei Raab und durch mehrere andere, in das Reich der inne- ren Politik gehörende Umstände großentheils vereitelt, so bleibt doch das Schlachtfeld von Aspern ein herrliches Denkmal deutschen Muthes und deutscher Tapferkeit, und das Bewußtsein, daß der Niebesiegte seine verwundbare Stelle habe, goß neuen Muth in die gedrückten Gemüther. Indessen war Napoleon nicht der Mann, sich durch eine verlorene Schlacht entmuthigen zu lassen. Während' das östreichische Kabinet und die Anführer der Armee lange und ungeschickte Verhandlungen pflogen und dem mächtigen Feinde in der ungewohnten Freude des Sieges eine zu lange Waffenruhe gewährten, hatte dieser sich genugsam erholt, um in der blutigen Schlacht bei Wagram, den 5. und 6. Juli, dem Erzherzoge Karl und seinem tapferen Heere den Sieg zu entreißen, und brachte es abermals dahin, daß Kaiser Franz, von Napoleon's Drohungen ein-
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