1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
4 Geschichte der alten Welt.
einige Nahrungspflanzen und solche, die Stoff zur Bekleidung liefern,
anzubauen; sie regierten sich in patriarchalischer Weise, d. h. die Häupter
der Stämme und Geschlechter waren die Räthe, Richter und Führer.
In den weiten Stromebenen der alten Welt, am Euphrat und Tigris,
am Indus, Ganges, Hoangho, am Nil, luden Boden und Klima zum
Anfänge der Ackerbau ein; er ernährte reichlich und leicht, daher siedelte sich in
" ur' diesen Gegenden am frühesieu eine dichtere Bevölkerung an; sie grün-
dete feste Wohnsitze und umgab dieselben mit Mauern zum Schutze
gegen feindliche Angriffe, denn die wohlangebauten Landschaften reizten
ärmere Völker, die Hirten in den Bergen und Steppen, zum Angriffe.
Aus den Eroberungskriegen entstand die despotische Gewalt; denn nur
ein siegreicher Führer, der ein anderes Volk unterjochte, konnte durch
Ruhm und Beute ein Kriegsheer so für sich gewinnen, daß es ihm
diente und seinen Befehlen Gehorsam erzwang.
A. Das altbabylonische Reich (um ? v. Chr.).
N^rrod in 8 10. Die Bibel nennt den Kuschiten Nimrod als ersten Erobe-
Dabel. m und Gewaltherrscher; sein Sitz war Babylon, von wo aus er
über die Ebene Schinear gebot, Mesopotamien (das Land zwischen Ar-
menien, Euphrat und Tigris, Babylonien) und das Gebiet zwischen dem
Tigris und dem indischen Gränzgebirge eroberte; in dem unterworfenen
Lande legte er Städte an, in die er Schaaren seines Kriegsvolks an-
siedelte; die berühmteste wurde Niniveh, welche in späterer Zeit Ba-
bylon überflügelte.
8 11. Von der Geschichte dieses ältesten Reiches sind nur einige
Andeutungen erhalten. Nimrod war ein Kuschite (er gehörte demnach
der chamitischen Völkerfamilie an), aber später erscheinen Niniveh und
Babylon als semitische Städte, woraus sich ergibt, daß die Kuschiten
von den Semiten entweder unterjocht oder vertrieben wurden. Der
Veroffus. babylonische Priester Beroffus, der im dritten Jahrhundert v. Ehr.
eine Geschichte Babylons schrieb, von der noch einige Bruchstücke auf
uns gekommen sind, läßt in einer späteren Periode medische und arabi-
sche Dynastien über Babylon herrschen, welches also das eine mal von
dem arischen Gebirgsvolke im Nordosten, das andere mal von den
Nomaden Arabiens erobert worden wäre.
Zur Zeit Abrahams (um 2100 v. Ehr.) geschah ein Heereszug vom
Euphrat und Tigris bis Palästina und die Granzen Aegyptens. Die
Ktdorlao-Bibel nennt den König Kedorlaomer von Elam (Elymais bei den
mtl Griechen, auf der Ostseite des unteren Tigris) als den Urheber dieses
Kriegs, der einigen abgefallenen Fürsten im südlichen Palästina galt,
und als Bundesgenossen Kedorlaomers den König von Schinear, was
anzudeuten scheint, daß Babylon damals nicht der Herrschersitz des
Reiches war, das sich vom Tigris bis Syrien erstreckte.
8 12. Seitdem vergehen ungefähr 1000 Jahre, ohne daß wir
wissen, welche Schicksale während dieses großen Zeitraums Babylon,
die älteste Stadt der Erde, trafen; dann erscheint Niniveh als Residenz
von Sultanen, welche Asien vom Indus bis an das Mittelmcer unter-
werfen oder mit Krieg überziehen. Unterdessen hatten sich aber im
östlichen und westlichen Asien, sowie am Nil andere Nationen entwickelt