1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
10 Geschichte der alten Welt.
entzündeten sie jedoch erst, als sich auch Fürsten zu dem Buddhais-
mus bekannten und ihn zur Staatsreligion erhoben. Von der Ge-
schichte dieses Krieges ist wenig bekannt; die Brahmanen siegten, der
Buddhaismus konnte sich in Vorderindien nur auf der Insel Ceylon
halten, verbreitete sich aber über ganz Ost- und Mittelasien. Dort
schuf er auch eine sehr umfangreiche Literatur, artete zum Theil auch
sehr aus, denn Buddha selbst wird gegenwärtig von allen seinen An-
hängern als ein Gott angebetet, dem sie andere Götter unterordnen.
Der Kampf mit dem Buddhaismus, behaupten die neuesten Forscher,
bewog die Brahmanen, ihre Religion dem Volke wieder näher zu brin-
gen. Sie gesellten deßwegen die Volksgötter Vi sh nu, den man im
Gangesthale als den Spender des Wachsthums und der Fruchtbarkeit
verehrte, und Schiwa, bei den Gebirgsbewohnern der Gott des Ge-
wittersturms, der zerstörend einherbraust, aber die schöne Jahreszeit
bringt, ihrem Brahma bei und gestalteten so eine Trimurti, d. h.
Dreiheit, die als schaffender, erhaltender und zerstörender Gott an der
Spitze der Götterreihen steht; den Vishnu lassen sie überdies in irgend
einer Gestalt auf der Erde erscheinen, wenn auf ihr die Feinde der
Götter übermächtig zu werden drohen (z. B. als Rama, Krishna).
Dem Nirvana der Buddhaisten entsprechend lehrten sie, wie der
Mensch durch Vertiefung (Joga) in den Gedanken an Brahma alle
Störung seines Seelenlebens aufhebe, in Brahma versinke und von
jeder Wiedergeburt befreit werde. Daneben steigerten sie aber den
Kuli durch Feste und unendliche Ceremonien und hielten den Kastenunter-
schied mit größter Strenge aufrecht. Daher hat das Leben für den
Hindu nicht den Reiz wie für den unternehmenden freien Abendländer,
der dem Tode trotzt um Ehre und Besitz zu erringen, während der
Hindu duldet und den Tod ruhig, fast verächtlich hinnimmt, da derselbe
im schlimmsten Falle nur der Durchgang zu einer neuen Existenz in
irgend einer Form der lebenden Wesen ist.
Kultur.
§ 29. Wie die Chinesen bauen die Hindu ihren Boden sehr gut an
und verfertigen seit uralter Zeit mit den einfachsten Werkzeugen vortreff-
Zndustrie. liche Arbeiten aus Wolle, Seide und Baumwolle, Waffen, Schmucksachen
aus edeln Metallen und Steinen; dagegen ist ihnen die Arbeit, wie sie
durch die Wissenschaft in Europa umgestaltet wurde (Maschinen), unzu-
gänglich ; die weitere Ausbildung der Arbeit ist durch die Kasten und
Zwischenkasten, welche jedem Manne bestimmte Geschäfte vorschreiben
und alle anderen gänzlich verwehren, gleichsam mit einem Banne be-
legt; Erfindungen konnten sie daher nur in alter Zeit machen, in der
neueren sind sie unmöglich.
Künste und 8 30. Aehnlich verhält es sich mit Wissenschaft und Kunst.
Wlffenschcif- edlen Anlagen des indischen Volks beweist vor allem seine alte
herrliche Sprache, das Sanskrit, das bereits im fünften Jahrhundert
v. Chr. aufhörte Volkssprache zu sein; in dieser Sprache sind die heili-
gen Bücher (die ältesten und verehrtesten sind die Vedas) der Brahma-
nen geschrieben, wie cs auch jetzt noch deren literarische Sprache ist.
Sie besitzen eine ausgebildete Buchstabenschrift (nach dem Urtheile euro-
päischer Forscher aus der phönikischen gebildet), Grammatik und