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1. Geschichte der Alten Welt - S. 39

1860 - Freiburg : Herder
Die ältesten Staaten. 39 heißt das seit Nabopolassar in Babylon herrschende Volk Chaldäer, welches vielleicht aus dem Gebirgsland Chaldäa am obern Tigris einwan- derte) hatten unter Nebukadnezar treffliche Gelegenheit ihre Wiffenschaft und Kunst zu zeigen. Die großen Wasserwerke und Bauten beweisen, daß ste zu messen und zu rechnen verstanden, was ihnen auch das ganze Altcrthum nachrühmte und neuere Forschungen bestätigen. Sie be- stimmten Gewicht und Maß zuerst rationell; ein Würfel Regenwasser, dessen Seiten je eine babylonische Elle maßen, war das Gewicht des babylonischen Talents (822,000 Pariser Gran), das ste in 60 Minen thcilten, welche Gewichtsbestimmungen sich über ganz Vordcrasicn und von da nach Griechenland und Italien verbreiteten, wo ste aber manche Abänderungen erfuhren. Die babylonische Elle maß 234 Pariser Linien, der Fuß z/3 der Elle oder 156 Pariser Linien. Z 102. Den babylonischen Priestern verdankte das Alterthum auch astronomische Kenntnisse; ste kannten oder erfanden den Thier- kreis, berechneten die Länge des Jahres fast ganz genau und verstanden dasselbe in Monate und Wochen einzutheilen; so berechneten ste auch die Mittagshöhe der Sonne, und da ste seit einer langen Reihe von Jahrhunderten Verzeichnisse der beobachteten Himmelserscheinungen führten, so konnten ste die Sonnen- und Mondsfinsternisse Voraus- sagen. Sie waren aber auch berüchtigte Astrologen, wahrscheinlich Urheber dieses Aberglaubens, dessen Spuren noch heute nicht ver- schwunden sind. Er wurzelte in ihrer Religion; diese enthielt (wie die Fragmente des Berossus beweisen) manche Anklänge an die wahre Re- ligion, z. B. in der Sage von der Schöpfung, der Sündfluth, ging aber frühe in die Vergötterung der Naturmächte über. Höchster Gott war Baal oder Bel, höchste Göttin Baaltis oder Mylitta mit unzüch- tigem Kult; unter den Gestirnen wurden besonders die Planeten verehrt. Z 103. Die Schrift der Babylonier (auch der Affyrer, Meder, Perser) war eine sogenannte Keilschrift oder Nagelschrift, d. h. zugespitzte Striche in verschiedener Zahl und Lage bezeichnten die Laute. Diese grub man (wenigstens sehr häufig bei Urkunden) in weiche Thoncylinder ein, welche hierauf gebrannt wurden und demnach vielen Gefahren der papiernen oder pergamentnen Schriftstücke nicht ausgesetzt waren. Von der Skulptur und Malerei der Babylo- nier geben die Ausgrabungen Zeugniß, welche man in neuester Zeit in den Schutthügeln der babylonischen Ebene veranstaltete; auch Nini- vehs Reste werden erforscht und die Ergebnisse bezeugen die nahe Ver- wandtschaft des assyrischen und babylonischen Volkes. In den großen Städten herrschte ein Luxus in Putz, Kleidung und Wohnung und eine üppige Lebensweise, wie ste noch heute bei den reichen Orientalen ge- wöhnlich ist; und wie man heute persische Teppiche, Säbel, Arbeiten in Gold und Silber, Leder, in Europa hochschätzt, so lieferte Babylon schon in ältester Zeit seine Leinwand, wollene prächtig gefärbte Ge- wänder und Teppiche, Schmucksachen aus edeln Metallen, Steinen, Elfenbein re. Keine von den jetzigen Städten des Orients hat aber solch' ein Verkehrsleben wie vor Zeiten Babylon, wohin aus dem persischen Meerbusen die Erzeugnisse Ostindiens und des glücklichen Arabiens, Armeniens und des arischen Hochlandes, sowie die vielartigen Waaren der Phönikier als auf einem Hauptmarkte zusammentrafen.
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