1860 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die ältesten Staaten.
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dem lydischen Reiche angehört hatten, unterwarfen sich den Feldherrn
des Kyrus theils ohne Kampf, theils nach hartnäckigem Widerstande;
dasselbe Schicksal hatten die Karer, Lykier und Kilikier; wahrscheinlich
fügten sich auch damals schon die Phönikier, denn die Lage dieser Staa-
ten änderte sich nicht wesentlich, indem sie ihre Einrichtungen behielten
und dem persischen Könige nur Heerfolge und Tribut leisten mußten.
§ 109. Endlich wandte sich Kyrus gegen das babylonische Reich,
das die persischen vorderasiatischen Länder auf eine große Strecke wie ein
Keil von dem eigentlichen Persien trennte. In Babylon herrschte nicht mehr
das Geschlecht Nebukadnezars, das durch Palastrevolutionen vernichtet
worden war, sondern ein vornehmer Babylonier, Nabonid (in der Bi-
bel Belsazar genannt), ein übermüthiger üppiger Mann, welcher dem Belsazar.
Sturze des lydischen Reichs unthätig zugesehen hatte. Seitdem machte
er sich jedoch auf den Angriff des Kyrus gefaßt und häufte Vorräthe
für mehrere Jahre in Babylon an. Kyrus überschritt ungehindert den
Tigris, schlug das babylonische Heer in der Nähe der Hauptstadt, fand
aber bald, daß diese mit Gewalt nicht zu erobern sei. Er fand jedoch einen
andern Weg; in einer Nacht, in welcher die Babylonier eines ihrer
ausschweifenden Feste feierten, öffnete Kyrus die Schleußen der Kanäle
oberhalb Babylon und leitete dadurch das Wasser des Stromes in so
weit ab, daß seine Perser im Bette des Euphrat mitten in die Stadt
eindringen konnten. Der Ueberfall gelang so vollkommen, daß auch Babel ero-
die königliche Burg im ersten Anlaufe genommen und der König selbst |e,r* 538
erschlagen wurde. Kyrus verschonte die Stadt und Babylonien war
seitdem persische Provinz und zwar die einträglichste von allen.
Die Heimkehr der Juden (536 v. Ehr.).
§ 110. Kyrus vernahm, daß durch die Propheten der Juden Ba-
bylons Fall vorausgesagt und er selbst als das Werkzeug Jehovahs
bezeichnet war, um die reuigen Juden wieder in ihre Heimath zurück-
zuführen. Da ergriff ihn Ehrfurcht vor diesem Gotte, er erlaubte ihnen
die Heimkehr und ließ ihnen auch die von Nebukadnezar geraubten kostba-
ren Tempelgeräthe zurückgeben. Etwa 50,000 Juden kehrten unter Z o- Zorobabel.
robabels Anführung nach Palästina zurück, wo sie sich hauptsächlich in
Jerusalem und in der Umgegend niederließen. Sie begannen den Wie-
deraufbau des Tempels, wiesen aber den Beistand derjenigen Bevölkerung
ab, welche sich aus den zurückgebliebenen Juden und den fremden Ein-
wanderern in dem Gebiete des ehemaligen Königreichs Israel gebildet
hatte, weil dieselbe Jehovah zwar als Landesgott, neben ihm aber
auch andere Götter verehrte. Nach der Stadt Samaria hießen sie Sa- Die Sama-
maritaner und sie brachten es durch Ränke an dem persischen Hofe da- ^taner.
hin, daß der Tempelbau verboten und erst unter dem dritten Nachfolger
des Kyrus wieder erlaubt wurde. Die Juden lebten als Unterthauen
des persischen Reichs nach ihren alten Rechten und Sitten; durch das
Exil geläutert blieben sie Jehovah treu, bebauten das Land mit dem-
selben Fleiße wie ihre Vorfahren und sorgten durch die Errichtung von
Synagogen dafür, daß der Inhalt der heiligen Schriften jedermann
bekannt wurde. Auch die Samaritaner verließen den Götzendienst,
denn in ihrem Tempel auf dem Berge Garizim wurde nur Jehovah
verehrt; doch haßten sie die Juden unauslöschlich und diese erwiederten